Mass

Musikalisch läuft die knapp zweistündige „Messe“ unter der Leitung Thorsten Schmid-Kapfenburgs imponierend ab […] Samuel Schürmann, der als „Celebrant“ den Abend solistisch trägt, hatte sich den Sonderapplaus verdient [...]. Ansonsten achtet Regisseur Tom Ryser aber auch darauf, den musikalischen Erfordernissen gerecht zu werden: Auf der Bühne ist ja, einschließlich des eher dekorativ-brillanten Tänzer-Trios von Lillian Stillwell, so viel los, dass schärfere Figuren-Charakterisierungen ohnehin nicht gefordert sind. […] Viel Premierenbeifall gab es am Samstagabend für ein Stück, das thematisch gewiss gut nach Münster passt.

Westfälische Nachrichten, Harald Suerland, 28. August 2023

[…] Da ist auf der Bühne richtig was los! Das pulsiert so richtig, das hat einen Sog, da will man mitwippen. Dirigent Thorsten Schmid-Kapfenburg hält die Fäden zusammen, ein großartiger Abend! Für mich ist das ein ganz großer Schrei nach Frieden! […] Es ist sehr zeitlos inszeniert. Das ist auch gut choreografiert von Lillian Stillwell. Ein irres Stück! […] Das wird nicht häufig gezeigt. Das sollte man live gesehen haben, weil diese Atmosphäre kann kein Streamingdienst vermitteln – das ist großartig!

WDR 5 Scala, Barbara Overbeck, 28.08.2023 

Ryser bewegt die Massen an Beteiligten seinem Konzept gemäß sehr sinnfällig. Niemand ist unbeachtet, alle werden perfekt ins gesamte Bühnengeschehen eingepasst. Auch die Bühnenmusiker*innen haben in schlichten Messgewändern ihren Platz. Angesichts der nicht weniger als bis zu 140 Menschen auf der Bühne ist Rysers Leistung in diesem Punkt nicht hoch genug zu loben. […] Lilian Stillwells Tänzer*innen gliedern die Szenen: Mit lang ausgehaltenen Posen kreieren sie Momente der Stille und Besinnlichkeit, befeuern andererseits aber auch die aufkommende Unruhe unter dem Kirchenvolk. Anton Tremmels Chor mischt sich perfekt in das Geschehen und ist vokal stets auf der Höhe. Rock-und Bluessingers machen ihre Sache ganz prima. Das gilt auch für die Solisten, unter denen Katharina Sahmland und Maria Christina Tsiakourma vom „Street Chorus“ herausstechen. „Celebrant“ Samuel Schürmann beginnt ganz toll in den leisen Szenen zu Beginn […] Der meiste Schweiß am Premierenabend dürfte jedoch bei Thorsten Schmid-Kapfenburg geflossen sein. Als musikalischem Leiter obliegt es ihm, den Abend „zusammen zu halten“. Das ist - allein wegen der riesigen Zahl der Akteur*innen - einer Herkules-Aufgabe vergleichbar. Schmid-Kapfenburg meistert sie bravourös: Singendes Personal, Bühnenmusik und Orchestergraben - alles kommt daher wie aus einem Guss. Und auch Bernsteins Musik wird in ihrer packenden Vielfalt dem Publikum unmittelbar zugänglich gemacht.

Theaterpur.net, Thomas Hilgemeier, 31.08.2023

Thorsten Schmid-Kapfenburg hält das Sinfonieorchester Münster, das in mehreren Bereichen im Orchestergraben und auf der Bühne agiert, wunderbar musikalisch zusammen und taucht eindrucksvoll in Bernsteins Klangvielfalt ein. Die Massenszenen sind in der Choreographie von Lillian Stillwell gut umgesetzt und stehen stets im Bezug zum Geschehen auf der Bühne. Für den Street Chorus findet Tom Ryser eine geschickte Personenregie, die die einzelnen Figuren als Individuen zeichnet. Samuel Schürmann begeistert als Celebrant mit intensivem Spiel und stellt die unterschiedlichen Stadien von großer Zuversicht über Verzweiflung bis hin zu neuer aufkeimender Hoffnung glaubhaft dar. So gibt es am Ende verdienten und lang anhaltenden Applaus für alle Beteiligten.

Online Music Magazin (OMM), Thomas Molke, 27.08.2023

Thorsten Schmid-Kapfenburg leitet umsichtig und zupackend die Münsteraner Sinfoniker und, je nach Szene, gleich zwei Bands auf der Bühne und wechselnde Instrumentalisten, die sich zu den Sängern stellen, als marschierten die Posaunen des Jüngsten Gerichts mit in einem Karneval von Leben, Tod, Buße und Feier. […] Ryser setzt auf die Wucht der Gruppenszenen, lässt eine Marchingband einlaufen, die Sänger tanzen. […] der Schlussapplaus ist begeistert. „Mass“ ist in Münster spartenübergreifend gedacht, daher treten drei Tänzer als „heiliger Geist“ auf. Stillwell lässt sie meist mit klassischen Sprüngen und Drehungen über die Bühne schweben […] aber man hat sich in Münster am Ende für die Feier des Lebens entschieden.

Westfälischer Anzeiger, Edda Breski, 29.08.2023

Die berühmte Theodizeefrage – warum lässt Gott so viel Leid in der Welt zu – bleibt letztlich unbeantwortet. Das Publikum ist dennoch von der Premiere mit ihrer intensiven Musik und den stimmgewaltigen Darstellerinnen und Darstellern begeistert und würdigt die über 100 Beteiligten mit minutenlangem Applaus, der in stehenden Ovationen endet.

Allesmuenster.de, Vera Dörenkemper, 28.08.2023

Wie trefflich, wenn sogleich die Eröffnungsproduktion zum Spielzeit-Auftakt das Publikum größtenteils mitreißt. […] Der preisgekrönte Samuel Schürmann singt und spielt seine Partie und deren mutmaßlich Jahre währende Reifung im Zeitraffer von 110 Minuten Spieldauer mit differenzierender leidenschaftlicher Verve – eingebettet in die Abfolge der Liturgie. Regisseur Tom Ryser und sein bewährtes Team um Choreografin Lillian Stillwell, Dramaturgin Ana Edroso Stroebe sowie Stefan Rieckhoff (Bühne & Kostüme) umrahmen und konfrontieren den Protagonisten mit einer Vielzahl von Gruppen und Individuen […]. Zehnminütiger, stehend dargebrachter Applaus für mehr als 100 Mitwirkende und künstlerisch Verantwortliche.

Die Glocke, Alexander Reuter, 28. August 2023