Il Giasone
von Francesco Cavalli
Libretto von Giacinto Andrea Cicognini
Obwohl das Werk heute selten aufgeführt wird, war Il Giasone eine der populärsten Opern des 17. Jahrhunderts. 1649 in Venedig uraufgeführt, bezeugte die Oper den Übergang von der etablierten Commedia dell’arte zur neuen musikalischen Gattung der Oper. Die Geschichte erzählt von den Heiratsabsichten Jasons. Dieser wird von seiner heiligen Mission, das Goldene Vlies zurückzuholen, von immer neuen Liebesaffären abgelenkt. Sole (Apollo) und Amore können nicht anders, als sich in seine Angelegenheiten einzumischen. Basierend auf der Argonautensage aus der griechischen Mythologie wird die Handlung mit komischen Wendungen und rasantem Rhythmus der Erzählung bereichert: Ein Mosaik aus kontrastierenden Episoden, bei denen Tragik und Komik im steten Wechsel sind.
Die Premiere von IL GIASONE ist Teil der Tage der Barockmusik. Zur Website des Festivals: Klicken Sie hier.
Beleuchtung
- Schnell flackerndes Licht (Blitzlichtgewitter)
- Dunkelheit
- Blendendes Licht (Taschenlampe)
- Plötzliche Lichtwechsel
- Bunte Lichter
Ton
- Lautstärke der Musik/des Gesangs
- Plötzliche laute Geäusche (Ungeheuergebrüll, Donner)
- Bedrohliche Atmosphäre
Interaktives & Überraschendes
- Chor singt an den Saaltüren
Geruchs-, Tast- und Atemreize
- Nebel
In „Il Giasone“ wird physische Gewalt in Form einer Ohrfeige angedeutet. Einige Figuren bedienen sich vulgärer sexistischer und abwertender Sprache.
Das Stottern des selbstbewussten Dieners Demo wird musikalisch und inszenatorisch zu humoristischen Zwecken verwendet.
Kurz vor der Pause (10. Bild) kommt eine riesige Spinne auf die Bühne. Das bewegliche Bühnenobjekt streckt seine Beine über den Orchestergraben hinweg bis in die ersten zwei Parkettreihen aus.
Künstlerisches Team
Besetzung
Inszenierungsfotos
Trailer
INTERVIEW: (PF)UI, SPINNE
Dr. Elisabeth Johanna Leehr, psychologische Psychotherapeutin und Wissenschaftlerin am Institut für Translationale Psychiatrie an der Universität Münster, im Gespräch mit der Dramaturgin Ana Edroso Stroebe
AES: Was ist der Unterschied zwischen dem Ekel, der Angst vor Spinnen und einer Spinnenphobie?
EJL: Angst und Ekel sind evolutionär gesehen wichtige Emotionen, die eine Warnfunktion innehaben. Das Gefühl der Angst zeigt mir, dass ich aufpassen muss. Diese Reaktionsbereitschaft spüren wir körperlich, denn im Körper wird alles in Alarmbereitschaft versetzt: das Herz klopft schneller, sodass der Sauerstofftransport und Energietransport in alle Körperbereiche angekurbelt wird. Der ist wiederum notwendig um z.B. wegrennen zu können. Bei einer Spinnenphobie – aber auch bei allen anderen Angsterkrankungen – ist die Angst übermäßig.
Nicht alle Menschen, die Angst vor Spinnen haben, erfüllen die Kriterien einer Phobie. Wie wird eine Spinnenphobie klinisch definiert?
Zur Abklärung, ob und in welcher Ausprägung eine Spinnenphobie vorliegt, kann man ein klinisches Interview, Fragbögen oder einen Verhaltenstest durchführen. Für das Vorliegen einer klinischen Diagnose nach einem Klassifikationssystem wie dem DSM-5 oder dem ICD-11 müssen mehrere Kriterien erfüllt sein: Erstens muss eine ausgeprägte und übermäßige Furcht oder Angst vorliegen, die immer dann auftritt, wenn man mit Spinnen in Kontakt kommt oder, wenn man ebendas erwartet. Diese Angst darf in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr stehen. Zweitens muss ein Vermeidungsverhalten vorliegen, das heißt, dass Spinnen oder Orte wie ein Keller, in dem einem Spinnen begegnen könnten, gemieden oder mit intensiver Angst ertragen werden.
Welche Kriterien sind noch Voraussetzung für die Diagnose?
Es bedarf drittens überdauernder Symptome, um von einer Phobie zu sprechen. Das heißt, dass die Angstsymptome über mehrere Monate lang auftreten. Und viertens müssen die Angstsymptome so schwerwiegend sein, dass sie zu bedeutsamem Leidensdruck oder signifikanten Beeinträchtigungen im Leben der Betroffenen führen.
Was passiert bei einer Spinnenphobie im Gehirn?
Für Angstreize gibt es zwei Verarbeitungswege im Gehirn: einen schnellen, automatischen und einen langsamen. Der Thalamus empfängt die Reize und leitet sie an die anderen Gehirnregionen weiter. Über den schnellen Weg reagiert das Gehirn blitzartig auf mögliche Gefahren und versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Deswegen spüren wir z.B. den beschleunigten Herzschlag. Über den langsamen Weg werden die Reize mit Vorerfahrungen (z.B. „Spinnen krabbeln weg“) und Wissen abgeglichen. Darauf basierend wird eine Entscheidung für das Verhalten getroffen. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen mit Spinnenphobie sehr schnell Spinnen oder spinnenähnliche Objekte entdecken. Die limbischen Gehirnareale bilden das sogenannte Angstzentrum, und sind deutlich stärker aktiviert bei der Konfrontation mit einer Spinne. Gleiches trifft auf die Insula zu, die unter anderem für das Ekelgefühl mitverantwortlich ist. Auf der anderen Seite scheinen Areale, die mit der Regulation von Emotionen assoziiert sind, in ihrer Funktion im Kontext von Spinnen beeinträchtigt.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einer Spinnenphobie erkranke?
Die Lebenszeitprävalenz, also die Wahrscheinlichkeit, im Leben an einer spezifischen Phobie vom Subtyp Tier zu erkranken, beträgt ungefähr 3,8%. Das schließt jedoch auch andere Tierarten mit ein. Es gibt mehrere Faktoren, die an der Entstehung der Spinnenphobie beteiligt sein können: Evolutionär gesehen ist es sinnvoll, potenzielle Gefahren zu meiden. Das Aussehen und Verhalten der Spinnen trägt wohl auch dazu bei, dass Menschen sich vor ihnen fürchten.
Kann eine Phobie vererbt werden?
Die Genetik spielt keine besonders große Rolle, die Erblichkeit der Spinnenphobie liegt bei ca. 40%. In einer Studie haben wir Hinweise gefunden, dass bestimmte Risikogene mit einer veränderten neuronalen Verarbeitung von Spinnenreizen einhergehen – das Gehirn reagiert also messbar anders, wenn diese genetische Veranlagung vorliegt. Daneben scheint Lernen eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn die Eltern z.B. in Panik verfallen, wenn das Kind Interesse an einer Spinne zeigt, lernt das Kind, dass Spinnen etwas Gefährliches sind.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung erster Wahl ist die Expositionstherapie, also die Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz. Diese Behandlung kann von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut*innen durchgeführt werden und wirkt oft schon nach wenigen Sitzungen. Die Konfrontation erfolgt nur auf freiwilliger Basis und nachdem ein geeignetes Vorgehen besprochen wurde.
Wo setzt die Konfrontationstherapie an?
Es gibt verschiedene Mechanismen, die dabei wirken. Wichtig ist z.B. die Gewöhnung. Wir können nicht gut über lange Zeit in Alarmbereitschaft sein, unser Herzschlag normalisiert sich nach einiger Zeit. Wenn es Betroffenen gelingt, in der Situation zu bleiben, kann der Mechanismus des Neulernens eintreten. Ich kann also die Erfahrung machen, dass ich Spinnen zwar als unangenehm empfinde, zugleich aber erkennen, dass meine Befürchtungen nicht eintreten.
Was untersuchen Sie mit Ihrer Forschung an der Universität Münster?
Wir interessieren uns für die Prozesse und Mechanismen bei pathologischer Angst, also der übermäßigen Angst. Die Spinnenphobie dient uns als gut zu untersuchende Modellerkrankung für andere Angsterkrankungen. Aktuell erforschen wir, durch welche Faktoren sich die Effektivität der Konfrontationstherapie weiter erhöhen lässt und welcher Ansatz individuell am besten wirkt. Ziel ist es, therapeutische Ressourcen effizient einzusetzen, den Leidensweg der Patient*innen zu verkürzen und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Therapie zu maximieren.
Können sich unsere Zuschauer*innen auf die Szene mit der Spinne vorbereiten?
Mit diesem Programmheft ist schon der erste Schritt für eine gute Vorbereitung getan: Das Publikum wird nicht unwissend in die Situation gebracht, sondern vorher informiert. Ein großer Teil der Zuschauer*innen, wird gar keine weitere Vorbereitung brauchen und diejenigen, die eine ausgeprägte Angst vor Spinnen haben, können die Szene als eine erste Chance im Sinne des Neulernens wie in einer Expositionstherapie sehen.
Mehr zu der Forschung von Fr. Dr. Leehr finden Sie hier: https://www.medizin.uni-muenster.de/translap/forschung/psychological-processes-and-targeted-clinical-interventions.html