Schauspiel

NACHKOMMEN
Ein lautes Schweigen!

Emre Akal
PREMIERE
19. Januar 2023
Spieldauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause




Trailer

Vier blinde Seher*innen harren als letzte Menschen in den Ruinen der vermeintlich echten und analogen Welt aus und erinnern das Leben und Menschsein auf dem Planeten Erde. Der Rest der Menschheit hat seine Seelen und Köper in die digitalen Weiten des Metaversums hochgeladen. Schatten und Fetzen menschlicher Überbleibsel, Erbschaften und Schuld fliegen an den blinden Augen der Seher*innen vorbei. Sie schreiben ein Buch der erinnerten Vergangenheit als Lebensanleitung für kommende Generationen. Doch es schleichen sich Fehler in die Erinnerung und Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Erzählten und Gezeigten ein. Sind wir tatsächlich noch in der analogen Welt oder nicht vielleicht doch schon in deren digitaler Raubkopie – irgendwo in einer Experience im Metaversum?

Das Metaverse – die Utopie einer parallelen digitalen Realität, die alle sozialen Plattformen und virtuellen Welten miteinander verbindet – wird zum Sehnsuchtsort der Massen. Die Zeit der ersten Computer, hinter denen Menschen saßen und sie steuerten, ist längst vorbei. Das KI-gesteuerte digi­tale Zeitalter mit seinen Versprechen von unendlicher Entfaltung und Identitäts-Erweiterung in virtuellen Welten hat bereits begonnen. Doch was bedeutet das für den „Rest“, der den Sprung in die neue Ära verpasst hat? Oder sich den Zugang und eine Teilhabe zu dieser erst gar nicht leisten konnte?

Mit NACHKOMMEN – Ein lautes Schweigen! führt der Münchner Regisseur und Autor Emre Akal, der u.a. mit dem Exil-Dramatiker*innenpreis der Wiener Wortstätten und dem Förderpreis Theater der Landeshauptstadt München ausgezeichnet wurde, seine vierteilige Serie über das Leben an der Schnittstelle von Digitalität und Analogizität fort. 

  • Alaaeldin Dyab, Janosch Schulte, Clara Kroneck / © Sandra Then
  • Janosch Schulte, Clara Kroneck, Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab / © Sandra Then
  • Alaaeldin Dyab, Regine Andratschke, Janosch Schulte, Clara Kroneck / © Sandra Then
  • Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Janosch Schulte / © Sandra Then
  • Regine Andratschke / © Sandra Then
  • Alaaeldin Dyab, Janosch Schulte / © Sandra Then
  • Janosch Schulte, Ensemble / © Sandra Then
  • Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck, Janosch Schulte, Regine Andratschke / © Sandra Then
  • Clara Kroneck, Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Janosch Schulte / © Sandra Then
  • Clara Kroneck, Alaaeldin Dyab, Regine Andratschke, Janosch Schulte / © Sandra Then
  • Alaaeldin Dyab / © Sandra Then
  • Clara Kroneck, Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Janosch Schulte / © Sandra Then
  • Janosch Schulte, Ensemble / © Sandra Then
  • Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck, Regine Andratschke, Janosch Schulte / © Sandra Then

Pressestimmen

  • Schauspiel Münster: Spiel des Lebens

    Die Ausstatterin Annika Lu hat ein faszinierendes Bühnenbild entworfen. Das Publikum schaut durch eine Glasfront in einen Bungalow, dessen Dach schräg in der Luft hängt. Auf der Unterseite befindet sich ein Spiegel, sodass man aus verschiedenen Perspektiven auf das Geschehen schauen kann. (…) Ein Spielraum voller Andeutungen und Rätseln. (…) Ein hochinteressanter Text, der in der Regie des Autors auch Bühnenwirksamkeit entfaltet. Ein ausgezeichnetes und hoch konzentriertes Ensemble spielt die vielen Gedanken und Assoziationen durch.

     

    Theater der Zeit, Stefan Keim, 25.1.23

  • „Nachkommen. Ein lautes Schweigen“ in Münsters Kleinem Haus: Das Erinnern aus der Zukunft

    Im Silicon Valley wird noch eifrig daran gebastelt, im Theater Münster ist es schon Wirklichkeit geworden. Oder zumindest Bühnenwirklichkeit in dem mehr dystopisch als utopisch anmutenden Stück „Nachkommen. Ein lautes Schweigen!“ von Emre Akal. […] Clara Kroneck, Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab und Julius Janosch Schulte bringen ihre Figuren mit eigenartigen, wie konstruiert wirkenden Bewegungen und mitunter künstlichem Sprechduktus auf die Bühne. Das wirkt zunächst befremdlich, erklärt sich aber am Ende der 90-minütigen Aufführung, wenn sich quasi als Pointe herausstellt, dass es sich bei der vermeintlich realen Restwelt auch nur um eine Simulation handelte. Interessant sind hier die Überlegungen der Protagonisten, warum das Wirkliche sich nicht gegen das Virtuelle habe durchsetzen können – zu problematisch, zu pathetisch, zu philosophisch?

     

    Westfälische Nachrichten, Helmut Jasny, 21. Januar 2023

  • Brave New Häuschen: Nachkommen. Ein lautes Schweigen!

    Gemeinsam mit Annika Lu hat Emre Akal (…) ein Mosaik inszeniert, das kein Gesamtbild zeigt, sondern eine bunte, je nach Voraussetzung überfordernde Dystopie. Aber gerade deswegen ist sie letztlich ein präziser Spiegel der Gegenwart.

     

    Nachtkritik, Kai Bremer, 20.1.23

  • In einer verlorenen Welt

    Emre Akal spürt in Nachkommen - Ein lautes Schweigen diesen Erinnerungen nach, gräbt nach ihnen in den Hirnen der Seher*innen. Doch wie das eben ist: Das Gedächtnis ist wankelmütig und so sind es oft nur noch Fetzen, die haften geblieben sind, manchmal dünne Fäden. Sie sind wie ein Puzzle, in dem einige Teile fehlen. Bruchstücke, die mit Vehemenz wiederholt werden wie zur Bekräftigung, die aber auf tönernen Füßen stehen. […] Regine Andratschke, Alaaeldin Dyab, Clara Kroneck und Julius Janosch Schulte spinnen voll Hingabe Erinnerungsfäden, zelebrieren förmlich jede Bewegung und gestalten alle Sprechpausen höchst beredt - Seher*innen, von denen sich die Phythia von Delphi in punkto Performance noch einiges abschauen könnte. […] Es stellt sich heraus, dass alle einen Workshop erlebt haben, in dem digitale Wesen erleben wollten, wie sich analoges Leben anfühlt. Und wir sind ganz, ganz schnell „geerdet“, wenn wir uns die Menge an Selbsterfahrungskursen vor Augen führen, die unsere Erfahrungen erweitern sollen - meist total 1.0. Das überwiegend jugendliche Publikum nimmt das Bühnengeschehen offen auf und sofort ist eine Kommunikation im Raum förmlich greifbar, die dem Abend eine vibrierende Lebendigkeit verleiht, die sich in begeistertem Applaus entlädt. Und das ist sie dann wieder, die Magie des Theaters, die ganz ohne Analogizität dann doch nicht funktioniert.

     

    Theaterpur, Thomas Hilgemeier, 22. Januar 2023

  • Wer trägt die Schuld an Krisen? „Nachkommen“ von Emre Akal ist ein hippes Theater für Münster

    „Nachkommen“ ist weniger Schauspiel als Installation. Nirgends wird das so deutlich wie in der Schlusspointe, in der die Installation aufgelöst und als Fiktion in der Fiktion entlarvt wird. […] Diese Kluft bespielt Akal, indemRegine Andratschke abgedroschene Witze erzählen und mechanisch lachen lässt. Und wenn er einen aufblasbaren Hai zum Crowdsurfing ins Publikum schickt. Theater soll einbeziehen. Theater soll möglichst sinnlich werden, dem Bild in seiner Wirkung angenährt. Bilder sollen direkt Gefühl auslösen. Das klappt. Zwischen dem gefesselten Hirsch am Boden und den Videoprojektionen von Flammen entsteht das unhaglicheGefühl, dass wir lachen können, solange wir wollen. Die Menschen bleiben sich gleich.

     

    Edda Breski, Westfälischer Anzeiger, 24. Januar 2023

Diese Produktion zählt zu den zehn besten Inszenierungen des Jahres. Gewählt beim 17. virtuellen nachtkritik-Theatertreffen 2024. Mit Klick auf das Logo gelangen Sie zur Begründung der Nominierung.

Gefördert im Rahmen von NEUE WEGE vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem KULTURsekretariat