Schauspiel

And now Hanau

Tuğsal Moğul
Wiederaufnahme
17. Oktober 2024
Uraufführung


Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen und dem Theater Oberhausen

Die Vorstellungen in Münster finden im Landgericht Münster statt: Am Stadtgraben 10, 48143 Münster


Spieldauer: 1 Stunde 25 Minuten, keine Pause

And now Hanau

 

Der Titel And now Hanau ist Englisch.

Wir sprechen ihn so aus: Änd nau Hanau.

Er bedeutet:

            Und jetzt sind Menschen in Hanau ermordet worden.

 

Ein Mann hat Menschen ermordet

Das war in der Stadt Hanau.

Das war am 19. Februar 2020.

Der Mann hat 8 Männer und eine Frau ermordet.

Die 9 Menschen waren aus unterschiedlichen Ländern.

Manche kamen aus der Türkei.

Andere aus Rumänien.

Manche sind in Deutschland geboren.

 Für den Mörder waren diese Menschen Ausländer.

Der Mörder hat Ausländer und Ausländerinnen gehasst.

Er war Rassist.

 

 

 

Immer wieder ermorden Rassisten Menschen

Das ist auch in anderen Städten passiert.

Zum Beispiel in Halle, in Kassel und in Hamburg.

Das Stück heißt deshalb: And now Hanau – Und jetzt Hanau:

·        Erst haben Rassisten in anderen Städten

            ausländische Menschen ermordet.

·        Jetzt ermordet ein Rassist in Hanau ausländische Menschen.

·        Was passiert als nächstes?

 

Warum hat die Polizei den Mörder nicht ein·gesperrt?

Tuğsal Moğul hat das Stück And now Hanau geschrieben.

Er hat geforscht.

Er hat Akten der Polizei gelesen.

Die Polizei wusste:

·        Der Mörder hasst Ausländer und Ausländerinnen.

·        Der Mörder hat Waffen.

·        Der Mörder ist geistig krank.

Warum hat die Polizei den Mann nicht früher ein·gesperrt?

Bevor er zu einem Mörder wurde?

 

 

Die Schauspieler erzählen von der Tat·nacht

Die Polizei hat Fehler gemacht.

Deshalb stellen die Schauspieler Fragen.

Zum Beispiel:

            Warum hat der Notruf 110 am 19. Februar 2020 nicht funktioniert?

            Die Opfer konnten die Polizei nicht anrufen.          

 

Die Polizei und die Politiker haben sich nicht für die Fehler entschuldigt.

Das ist traurig.

Das macht die Familien von den Opfern wütend.

 

 

            Das Theater Münster sagt:

                        Die Morde an ausländischen Menschen sind ein wichtiges Thema.

                        Die Morde gehen uns alle an.

            Deshalb zeigt das Theater Münster das Theaterstück

            an öffentlichen Orten.

            Es zeigt das Stück im Rathaus in Recklinghausen.

            Und im Landgericht Münster.

 

 

Übersetzung in Leichte Sprache: Büro für Leichte Sprache – Niederrhein

Prüferinnen: Carolin Höfels, Michaela Kleutges, Claudia Möller, Claudia Schürmann, Sabine Vogt, Anja Wiegand

Die Produktion arbeitet das Geschehen in der Nacht des 19. Februars 2020 minutiös auf. Es wird von den neun Morden berichtet. Dabei werden Themen wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus auf institutioneller wie individueller Ebene aufgegriffen. Die Zuschauer*innen werden mit Portraitfotos der Opfer konfrontiert.

 

 

Trailer

  • Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin, Regina Leenders / (C) Bettina Stöß
  • Alaaeldin Dyab, Regina Leenders / (C) Bettina Stöß
  • Regina Leenders, Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin, Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin, Regina Leenders, Tim Weckenbrock / (C) Bettina Stöß
  • Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Agnes Lampkin, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin Alaaeldin Dyab, Tim Weckenbrock / (C) Bettina Stöß

Pressestimmen

  • Nominierung Deutscher Theaterpreis DER FAUST 2024 für Tuğsal Moğul

    „Vier Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern, rekonstruieren, skelettieren die Ereignisse um den Hanauer 19. Februar 2020, den Tag der rassistisch motivierten Morde von Hanau. „And now Hanau“, eine Inszenierung von Regisseur Tuğsal Moğul, ist ein kollektiv erzählter Theaterabend um eins der schockierendsten rassistischen Verbrechen der jüngeren deutschen Geschichte. Doch ausgerechnet eins tut der „And now Hanau“ nicht: den Schock bedienen. Das bestürzte Kopfschütteln suchen, auf das sich viele allzu leicht – und folgenlos – einigen könnten. Stattdessen bietet das vierköpfige Ensemble eine Art Mindmap der Hergänge, rekonstruiert Zeitabläufe von Tat und Umständen minutiös, knüpft Verbindungen, legt Gleichzeitigkeiten der Ereignisse offen, zeichnet eine detailgetreue Karte emotionaler, privater und faktischer Momente um den Tag des Verbrechens und alle denkbaren beteiligten Personen. Und während es den Spielerinnen und Spielern gelingt, nie in undifferenziertes Pathos zu verfallen oder Gefühlichkeiten zu bespielen, kommt man nicht umhin, sich mehr und mehr in einem Krimi zu verfangen, der nicht nur mit ganz leichter Hand, erschreckender Schlüssigkeit und großer handwerklicher Souveränität auf allen Seiten gemacht ist, sondern obendrein leider auch eine wahre Geschichte und im nicht auszuhaltenden Maß relevant und heutig ist!“

     

    Begründung der Jury zur FAUST-Nominierung

  • Ungeheuerliche Fakten

    „In dieser Ballung und klugen wie schockierend klaren Zusammenstellung der Uraufführung von Tuğsal Moğul hat sicher bisher niemand der Anwesenden das krasse Behördenversagen vor, während und nach den rechtsextrem motivierten Morden von Hanau vor Augen geführt bekommen."

    „Bei der Uraufführung im Rathaus von Recklinghausen sitzen Angehörige fast aller Opfer in der ersten Reihe. Beim langen Applaus mit Standing Ovations tauschen sie am Ende Umarmungen mit dem künstlerischen Team aus, auf allen Seiten fließen Tränen. Man denkt: Gut, dass das Theater hier Arbeit übernimmt, die deutsche Behörden offenbar sträflich vernachlässigten. Das Stück ist ein starkes Statement, ein Appell, sich doch einmal betroffen zu zeigen und aus dieser Betroffenheit heraus in die Gesellschaft zu wirken, damit derartiges sich nicht wiederholt.”

     

    www.nachtkritik.de, Max Florian Kühlem, 13. Mai 2023

  • Erinnern durch Anklagen, anklagen durch Rekonstruieren

    Ein Stück, das erinnert, indem es anklagt, und anklagt, indem es rekonstruiert. Dargestellt aus der Perspektive der Opfer, mit detailliertem Fokus auf das Versagen der zuständigen Behörden – vor, während und nach der Tatnacht. So schockierend wie sehenswert.

     

    DIE WELT, Deniz Yücel, 13.02.2024

  • Berlin-Premiere zum vierten Jahrestag der rassistischen Morde rührt Publikum zu Tränen

    Es scheint als hätten Tuğsal Moğul, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin, Regina Leenders und Tim Weckenbrock etwas geschaffen, was die deutschen Behörden versäumt haben: Anteilnahme und Aufarbeitung.

     

    STERN, Julian Schmelmer, 11.02.2024

  • Rekonstruktion eines Versagens

    „Betroffenes Schweigen füllt am Ende den Sitzungssaal. Geschlossen erhebt sich das Publikum und die Bühne sowie der bittere Beifall gehören nicht allein den großartigen Schauspieler:innen, sondern vor allem den Angehörigen der Opfer, die mit im Publikum sitzen [...]. Moğuls Stück leistet Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit, sein dichter Text bündelt die Folgen des Anschlags auf die Tatnacht und die wenigen Minuten, die das Leben vieler Menschen beendet oder verändert hat.”

     

    DIE DEUTSCHE BÜHNE, Martina Jacobi am 13. Mai 2023

  • Angehörige folgen dem Schauspiel-Tribunal der Hanauer Morde

    „Im Beisein von einigen, sichtlich tief bewegten Angehörigen zeigten die Ruhrfestspiele eine Uraufführung, die sich mit üblichen Kritikermaßstäben nicht rezensieren lässt: Kein Schauspiel, sondern eine eindrucksvolle Rechercheleistung, gemeißelt in die Form eines Tribunals gegen eklatantes und bis heute nur widerstrebend aufgeklärtes Behördenversagen."

    WAZ, Ralph Wilms, 13.05.2023 

     

  • Eine Blutspur des Versagens

    „Mit der Uraufführung AND NOW HANAU erleben die Ruhrfestspiele einen Höhepunkt. Sie rekonstruiert minutiös die rassistisch motivierte Mordserie eines Rechtsexremisten"

    „Nicht eine Sekunde gibt das fesselnde Dokumentarspiel an Spannung nach. Es ist ein Stück auf Spuren von Peter Weiss` „Ermittlung". [...] Es wirkt wie ein packender Film, was an diesem Abend abläuft. Und Fahrt aufnimmt, bis der Atem stockt."

    RECKLINGHÄUSER ZEITUNG, Bernd Aulich, 15.05.2023

WDR-Beitrag

Diese Produktion zählt zu den zehn besten Inszenierungen des Jahres. Gewählt beim 17. virtuellen nachtkritik-Theatertreffen 2024. Mit Klick auf das Logo gelangen Sie zur Begründung der Nominierung.

Eine Koproduktion mit dem Theater Oberhausen und den Ruhrfestspielen Recklinghausen