Schauspiel

And now Hanau

Tuğsal Moğul
Wiederaufnahme
13. November 2023
Uraufführung


Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen und dem Theater Oberhausen, in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

Die Vorstellungen in Münster finden im Landgericht Münster statt: Am Stadtgraben 10, 48143 Münster


Spieldauer: 1 Stunde 25 Minuten

Am 19. Februar 2020 ermordet ein Rassist in Hanau neun Menschen: Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz Vili Viorel Păun und ein weiteres Opfer. Der 1969 in Neubeckum/Westfalen geborene Theaterautor, Regisseur, Schauspieler und Arzt Tuğsal Moğul setzt sich in seinen Werken mit den Auswirkungen rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland auseinander. In seinem neuesten Rechercheprojekt bearbeitet er das Attentat von Hanau theatral.

Moğul lässt in seinem Stück die Perspektive der Opfer zu Wort kommen und fragt nach den vielen Fehlern, die vor, während und nach dem Anschlag von Seiten der Polizei, Staatsanwaltschaft, Politik und den Medien begangen wurden: Der Attentäter war der Polizei bereits als rechtsextrem bekannt. Wieso wurde er nicht besser überwacht? Wieso war der Notruf 110 in der Tatnacht nicht erreichbar? Wieso war der Notausgang in der Arena-Bar verschlossen? Wie kann es sein, dass Einsatzleute des SEK am Tatort später als rechtsextremistisch entlarvt wurden? In enger Zusammenarbeit mit der Initiative 19. Februar Hanau fragt Moğul nach Konsequenzen und fordert eine lückenlose Aufklärung, damit wir den Opfern und Angehörigen gerecht werden und an sie erinnern.

Bei den NSU-Morden gab es den Prozess im Oberlandesgericht München. Der Täter von Hanau hat sich der Verhandlung und seiner Verurteilung durch Selbsttötung entzogen, eine gerichtliche Aufarbeitung findet nicht statt. Tuğsal Moğul setzt sich mit den Morden nicht in einem herkömmlichen Theaterraum auseinander, sondern wählt ganz bewusst öffentliche Ort in der Mitte der Stadtgesellschaft, das Rathaus in Recklinghausen, den Rathausfestsaal und das Landgericht in Münster.

 

Mitveranstalter für die Spieltermine im Landgericht: Präsident des Landgerichts Münster Ulrich Schambert

Die Produktion arbeitet das Geschehen in der Nacht des 19. Februars 2020 minutiös auf. Es wird von den neun Morden berichtet. Dabei werden Themen wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus auf institutioneller wie individueller Ebene aufgegriffen. Die Zuschauer*innen werden mit Portraitfotos der Opfer konfrontiert.

 

 

Trailer

  • Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin, Regina Leenders / (C) Bettina Stöß
  • Alaaeldin Dyab, Regina Leenders / (C) Bettina Stöß
  • Regina Leenders, Tim Weckenbrock, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin, Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin, Regina Leenders, Tim Weckenbrock / (C) Bettina Stöß
  • Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Tim Weckenbrock, Regina Leenders, Agnes Lampkin, Alaaeldin Dyab / (C) Bettina Stöß
  • Agnes Lampkin Alaaeldin Dyab, Tim Weckenbrock / (C) Bettina Stöß

Pressestimmen

  • Ungeheuerliche Fakten

    „In dieser Ballung und klugen wie schockierend klaren Zusammenstellung der Uraufführung von Tuğsal Moğul hat sicher bisher niemand der Anwesenden das krasse Behördenversagen vor, während und nach den rechtsextrem motivierten Morden von Hanau vor Augen geführt bekommen."

    „Bei der Uraufführung im Rathaus von Recklinghausen sitzen Angehörige fast aller Opfer in der ersten Reihe. Beim langen Applaus mit Standing Ovations tauschen sie am Ende Umarmungen mit dem künstlerischen Team aus, auf allen Seiten fließen Tränen. Man denkt: Gut, dass das Theater hier Arbeit übernimmt, die deutsche Behörden offenbar sträflich vernachlässigten. Das Stück ist ein starkes Statement, ein Appell, sich doch einmal betroffen zu zeigen und aus dieser Betroffenheit heraus in die Gesellschaft zu wirken, damit derartiges sich nicht wiederholt.”

     

    www.nachtkritik.de, Max Florian Kühlem, 13. Mai 2023

  • Erinnern durch Anklagen, anklagen durch Rekonstruieren

    Ein Stück, das erinnert, indem es anklagt, und anklagt, indem es rekonstruiert. Dargestellt aus der Perspektive der Opfer, mit detailliertem Fokus auf das Versagen der zuständigen Behörden – vor, während und nach der Tatnacht. So schockierend wie sehenswert.

     

    DIE WELT, Deniz Yücel, 13.02.2024

  • Berlin-Premiere zum vierten Jahrestag der rassistischen Morde rührt Publikum zu Tränen

    Es scheint als hätten Tuğsal Moğul, Alaaeldin Dyab, Agnes Lampkin, Regina Leenders und Tim Weckenbrock etwas geschaffen, was die deutschen Behörden versäumt haben: Anteilnahme und Aufarbeitung.

     

    STERN, Julian Schmelmer, 11.02.2024

  • Rekonstruktion eines Versagens

    „Betroffenes Schweigen füllt am Ende den Sitzungssaal. Geschlossen erhebt sich das Publikum und die Bühne sowie der bittere Beifall gehören nicht allein den großartigen Schauspieler:innen, sondern vor allem den Angehörigen der Opfer, die mit im Publikum sitzen [...]. Moğuls Stück leistet Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit, sein dichter Text bündelt die Folgen des Anschlags auf die Tatnacht und die wenigen Minuten, die das Leben vieler Menschen beendet oder verändert hat.”

     

    DIE DEUTSCHE BÜHNE, Martina Jacobi am 13. Mai 2023

  • Angehörige folgen dem Schauspiel-Tribunal der Hanauer Morde

    „Im Beisein von einigen, sichtlich tief bewegten Angehörigen zeigten die Ruhrfestspiele eine Uraufführung, die sich mit üblichen Kritikermaßstäben nicht rezensieren lässt: Kein Schauspiel, sondern eine eindrucksvolle Rechercheleistung, gemeißelt in die Form eines Tribunals gegen eklatantes und bis heute nur widerstrebend aufgeklärtes Behördenversagen."

    WAZ, Ralph Wilms, 13.05.2023 

     

  • Eine Blutspur des Versagens

    „Mit der Uraufführung AND NOW HANAU erleben die Ruhrfestspiele einen Höhepunkt. Sie rekonstruiert minutiös die rassistisch motivierte Mordserie eines Rechtsexremisten"

    „Nicht eine Sekunde gibt das fesselnde Dokumentarspiel an Spannung nach. Es ist ein Stück auf Spuren von Peter Weiss` „Ermittlung". [...] Es wirkt wie ein packender Film, was an diesem Abend abläuft. Und Fahrt aufnimmt, bis der Atem stockt."

    RECKLINGHÄUSER ZEITUNG, Bernd Aulich, 15.05.2023

WDR-Beitrag

22
März
19.00 Uhr
Landgericht Münster
Tuğsal Moğul
  • Schauspiel
22
März
21.00 Uhr
Theatertreff
Gespräch mit Tuğsal Moğul über antirassistisches Arbeiten für das Theater
  • Schauspiel
  • Publikumsgespräch (PG)
22
April
19.00 Uhr
Landgericht Münster
Tuğsal Moğul
  • Schauspiel

Diese Produktion zählt zu den zehn besten Inszenierungen des Jahres. Gewählt beim 17. virtuellen nachtkritik-Theatertreffen 2024. Mit Klick auf das Logo gelangen Sie zur Begründung der Nominierung.

Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen und dem Theater Oberhausen, in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin