Afterlife

Gibt es ein Leben nach dem Tod für die Zurückgebliebenen? Durch den frühen und plötzlichen Tod der Väter von Lillian Stillwell und Tom Ryser ist diese Fragen persönlich dringender und die Bedeutung vom Tanz als Quelle von Vitalität und Lebenskraft noch essentieller geworden.

AFTERLIFE ist eine Liebesgeschichte, die im plötzlichen Tod abrupt endet und nach dem Danach sucht.

Tanz und Musik haben immer eine wesentliche Rolle dabei gespielt, wie die menschliche Kultur mit unerklärlichen Naturphänomenen umgeht.

„Tanz als Beschwörungsformel hat seinen Ursprung in Ritualen...Die Vorstellung, man könne auf Lebensbedingungen Einfluss nehmen und damit auch die Welt erklären, gibt bis heute Anlass für magische, teilweise geheime Rituale.“

(Dagmar Ellen Fischer, Eine kurze Geschichte des Tanzes)

Was sind heutige Rituale, um unsere Begegnungen mit dem Tod zu verarbeiten? Der sich wiederholende Puls der elektronischen Musik im Club hat heute die vorwärtstreibende Kraft der Trommel als Eingang in den ritualisierten Trance ersetzt. Die daraus entstehenden Ausnahmezustände der Tänzer*innen tragen dazu bei, den unerklärbaren Emotionen etwas Körperliches am Rande des Möglichen entgegenzusetzen. In einer Zeit maximaler Verletzlichkeit ist der Club ein Ort, an dem wir ohne Schuldgefühle trauern, fühlen und spüren können, wie der Puls des Lebens weiter schlägt.

Die Beschäftigung mit dem Thema entstand bei Lillian Stillwell ganz konkret aus dem Flugzeugabsturz ihres Vaters, Dr. Thomas Stillwell, der als „Flying doctor“ in den USA bekannt wurde. Er verband seine Leidenschaft für das Fliegen mit der Leidenschaft fürs Heilen. Bevor er mit dem Flugzeug abstürzte, hatte er über 25 Jahre lang als Arzt neben seiner Praxis in der Hauptstadt Minneapolis, MN auch in kleinen Städten praktiziert, um in diesen Gebieten eine medizinische Versorgung zu gewährleisten.

AFTERILFE ist der Versuch mit Tanz das Geschehene und die Geschichte der ihrer Eltern zu verarbeiten. 

Die Uraufführung, Basel, Schweiz (2021)

Die Uraufführung dieses außergewöhnlichen Tanzprojekts fand 2021 in Basel, Schweiz, statt. Produziert wurde AFTERLIFE von SNOW productions. Ort des Geschehens war das ehemalige Leuchtturmschiff „Gannet“, das am Ufer des Rheins heute ein innovatives Kulturzentrum ist.  Die Uraufführung wurde von SwissLos Basel-Stadt, Sulger-Stiftung und weitere Stiftungen aus Basel-Stadt grosszügig gefördert sowie durch Residenzen in der Dampfzentrale Bern und im Braswell Arts Center unterstützt.

Deutsche Erstaufführung, Münster, Deutschland (2023)

In Münster werden für AFTERLIFE der Lesesaal und das Colibiri Café der Stadtbücherei zum Club. Die Musik liefert – live – das Basler DJ*ane-Duo Schwifi. Auf der Bühne werden Tänzer*innen des Tanzensembles gemeinsam mit Tänzer*innen aus der freien Tanzszene Münsters zu erleben sein.

Vor und nach den Aufführungen freuen wir uns auf den Austausch mit dem Publikum.

Tanz Münster in der Stadt

AFTERLIFE ist ein Projekt in einer ganzen Reihe von Auftritten des Tanzensembles an den verschiedensten Orten in der Stadt Münster in der Spielzeit 2022/23:

• Gleich zu Beginn der Spielzeit haben sich Tanzensemble und Tanzteam mit einem Vorgeschmacke auf unsere Eröffnungspremiere „Furien“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur vorgestellt. 
• Ein Ausschnitt aus „Die vier Jahreszeiten“ war Teil der Eröffnung des Weihnachtsmarktes 2022.
• Im Rahmen des Formats TanzNAH haben unsere Tänzer*innen das Queerstreifen Filmfestival eröffnet, waren in Kitas und im Mutterhaus zu Besuch und haben im Pop-up auf dem Marienplatz getanzt. Die nächste Episode von TanzNAH findet am 14. Juni 2023 im Theater Münster mit Urban Sketching und dokumentarischer Illustration statt.
• Am 16. April war das Tanzensemble in der Apostelkirche im Rahmen einer Kooperation von Kirche und Theater zu erleben.
• Gegen Ende der Spielzeit kehrt das Ensemble am 10. Juni 2023 an das LWL-Museum zurück: „Patchwork Family“ ist ein von den Tänzer*innen des Ensembles gestaltetes Tanzprojekt.

Nachhaltigkeit im Tanz

Im Rahmen der Etablierung nachhaltiger Produktionsmethoden im Tanz wurde AFTERLIFE ohne Bühnenbild und mit Kostümen, die zu 90 % aus Secondhand-Kleidung bestanden, realisiert.  Die ursprüngliche Produktion wurde in Basel mit ausschließlich lokalen Künstler*innen realisiert, wodurch Reise-Emissionen und -Kosten vermieden werden konnten.

UNTER MITWIRKUNG DER TANZSZENE MÜNSTER

Anja Lohmiller/ Viola Grötz/ Jule Hemmers/ Karla Wittowski/ Theresa Kleinhans