Konzert

Bruckner-Zyklus III

„Das Te Deum war die Suche nach etwas ständig Entgleitendem, nach etwas, was längst verloren ist oder noch nicht gefunden, die Suche nach etwas vermeintlich nicht Bestehendem und dennoch real Seienden in uns selbst und auch außerhalb unserer Existenzen“, schreibt der estnische Komponist Arvo Pärt über seine 1985 entstandene Komposition. Ein Werk, das sich dem Lob an Bedeutsames, vielleicht Absolutes hingibt – an etwas, das dennoch un(be)greifbar bleibt.

 

Bruckners 3. Sinfonie war selbst für den ständig an sich und seinen Werken zweifelnden Komponisten ein echtes Schmerzenskind. Dem hochverehrten Richard Wagner gewidmet, war die erste Fassung noch voller Zitate – Stellen, die in der Überarbeitung jedoch eliminiert und geglättet wurden, bevor die dritte Version das Werk erneut komprimierte. Auch wenn die Uraufführung ein Fiasko war: In der „Dritten“ hat Bruckner zu einem echten Personalstil gefunden, der das Beste aus dem Schaffen der Vorgänger aufgreift und der zu jener großformatigen Bogenarchitektur findet, für die Bruckner noch heute steht.

Programm

ARVO PÄRT (*1935)
Te Deum für drei Chöre, Klavier, Streichorchester und Tonband (1985)


ANTON BRUCKNER (1824–1896)
Sinfonie Nr. 3 d-Moll WAB 103 (1873)

 

  • Zweiter Teil des Bruckner-Zyklus in Münster – Musikalische Antwort auf Gewalt

    Golo Berg ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass es bereits hier, in dieser frühen Sinfonie, um das Ganze geht. Gewaltige dynamische Steigerungen, scharfe rhythmische Akzente wechseln sich ab mit seligen Melodien und fast schon mystischen Klangflächen. Berg arbeitet dieses mitunter irritierende Wechselspiel messerscharf heraus, glättet nichts, lässt es in all seiner Schroffheit wirken. Und das Orchester zieht energiegeladen mit. Samtweiche Streicher und Hörner, martialisches Blech, freundliches Holz im kontrastreichen Scherzo – und dies alles in der sehr vorteilhaften Akustik der Mutterhauskirche. Ein grandioses Erlebnis bis hin zum leuchtenden Dur-Schluss, den man zweifellos als Bruckners Glaubensbekenntnis verstehen darf.

     

    Christoph Schulte im Walde, Westfälische Nachrichten, 24.10.2022