Konzert

5. Sinfoniekonzert

Arbeit ist das beste Mittel gegen Verzweiflung.

Programm

ZARA ALI (*1995)
Baby Bot Builds a Musicbox (Uraufführung)

(Kompositionsauftrag des Sinfonieorchester Münster)
Unterstützt durch die Freunde und Förderer des Sinfonieorchester Münster


DMITRI SCHOSTAKOWITSCH (1906–1975)
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107 (1959)

ROBERT SCHUMANN (1810–1856)
Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 (1841/51)

Schostakowitsch und Schumann schufen ihre Kompositionen unter schwierigsten Lebensumständen. Schostakowitsch musste zwischen den Zeilen versteckt zur Sprache bringen, was inmitten der Propaganda und unter dem Druck der allgegenwärtigen Zensur nicht gesagt werden durfte. Schumann litt unter einer schweren Psychose und starb in der psychiatrischen Klinik in Endenich bei Bonn, nachdem er einige Jahre zuvor vergeblich den Freitod im Rhein gesucht hatte. Schostakowitsch widmete sich Schumanns Werken als Arrangeur und (Neu-)Instrumentator; unter anderem bearbeitete er für Rostropowitsch das Cellokonzert. Aber Schumann konnte sich selbstverständlich nicht auf Schostakowitschs Werke beziehen, die Verbindung muss also einseitig bleiben. Oder nicht? 

Mit einem Auftragswerk wird genau dieser Frage nachgegangen: 

Der Werktitel Baby Bot Builds a Musicbox steht für eine Reise durch die Zeit, bei der ein neugieriger »Baby-Roboter« als modernes Wesen die Schönheit der Vergangenheit entdeckt. Es handelt sich um ein Auftragswerk des Sinfonieorchester Münster, das dem Szenario einer wechselseitigen Verbindung zwischen Schostakowitsch und Schumann gewidmet ist. 

 

»Mein Stück ist eine Einladung an das Publikum, zu spüren, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander kommunizieren, und der Geburt von etwas beizuwohnen, das sich einer konventionellen Kategorisierung entzieht.«

Zara Ali

Diese Klanglandschaft konzentriert sich auf einen kurzen, aber ergreifenden Moment aus Schumanns 4. Sinfonie. Unter anderem durch Wiederholung und Verlangsamung der Zeit soll in die emotionale Tragweite und die besondere Schönheit einer scheinbaren Kleinigkeit „hineingezoomt“ werden; schließlich dürfte die Zeit beim Komponieren selbst noch langsamer abgelaufen sein und jede Note wurde vom Komponisten absichtsvoll gesetzt. Die große Form der Sinfonie mit ihren großen Momenten und weitläufigen Spannungsbögen besteht aus lauter wundervoll und fein gearbeiteten Kleinigkeiten – so, wie große und erfolgreiche Momente im Leben meist durch viele kleine Schritte und Entscheidungen im Voraus zustande kommen, im Einzelnen fast unsichtbar sind. Zusätzlich zu den oben genannten elektronischen Mitteln der Verfremdung wurde mit Transposition (Änderung der Tonhöhe), mit verschiedenen Filtern (Hall, Equalizer etc.), mit dem Verfahren der Granularsynthese („zerteilen“ von Musik in ganz kleine Partikel) und mit Geräuschen („Schmutz“) gearbeitet, um das Ganze möglichst immersiv zu gestalten und einen eigenartig traurigen Schwebezustand herzustellen.