Konzert

1. Sinfoniekonzert

Kinder! macht Neues!

»Kinder! macht Neues! ... Neues! und abermals Neues! – hängt Ihr Euch ans Alte ... seid Ihr die traurigsten Künstler!« So schrieb Richard Wagner am 8. September 1852 an Franz Liszt in Weimar, und er fasste damit zusammen, was sein Denken und Komponieren lebenslang durchdrang: Der Wille zur kompromisslosen, quasi voraussetzungslosen Neuerfindung des gewählten künstlerischen Themas. Konsequent erklingt seine Musik bei uns zusammen mit der eines der großen musikalischen Erneuerer unserer Tage, Heiner Goebbels. Beide Komponisten verbindet ihre Fähigkeit zur Erfindung unverwechselbarer Klänge.

GMD Golo Berg

Programm

HEINER GOEBBELS (*1952)
Samplersuite aus Surrogate Cities (1994)

RICHARD WAGNER
Die Walküre (1851–1856), 1. Aufzug
 


Mit Surrogate Cities nähert sich der Frankfurter Komponist Heiner Goebbels von verschiedenen Seiten den Jahrhundert-Metropolen. Diese Hommage an die urbane Welt mit ihren Untergründen und schwindelerregenden Höhen wirkt mitunter stark immersiv. Die Verschmelzung subkultureller und industrieller Geräusche mit historischen Klängen, in der Samplersuite eingebettet in eine barocke Satzstruktur, entfaltet eine enorme emotionale Wirkung, der man sich unbedingt aussetzen sollte. 

Auch Wagners Musik – die Walküre bietet hier den idealen Einstieg – vermag diesen Sog zu entfalten, dem man sich nicht mehr zu entziehen vermag. Wagner, der mit der »Erfindung« des Musikdramas als Erneuerer der Oper gilt und den motivisch durchgebildeten Orchestersatz radikalisierte, formt mit seiner berühmten, den gesamten Ring des Nibelungen durchziehenden Leitmotivtechnik Worte und Handlungen, er lässt sie sich zwischen den Sängern bewegen und das Drama entwickeln.

Inspiriert von den Werken und Themen dieses Sinfoniekonzerts wurden Technologie und Musik zu einer Klanglandschaft verschmolzen, die ganz anders gehört werden muss, als man es üblicherweise gewohnt ist. Wie bei der Samplersuite aus Surrogate Cities geht es auch hier darum, die Überwältigung des Individuums nachzuempfinden, das von einer Großstadt „verschluckt“ wird, Eindrücke vorbeiziehen zu lassen und den Verstand auszuschalten, denn: Was genau zu hören ist, kann und muss man nicht in jedem Falle herausfinden; die aufkommenden Assoziationen und Erinnerungen sind das, worauf es ankommt. Möglicherweise verrät eine solche Klanglandschaft mehr über den jeweiligen Hörer oder die jeweilige Hörerin als über sich selbst! Die Grundlage der Klanglandschaft entstand innerhalb eines Workshops für elektronisches Komponieren, der im Rahmen des Theaterfestes angeboten wurde. Leider konnten wir die Teilnehmerin, die diese spannende Grundlage erzeugt hat, nicht erreichen. Sie heißt Mellie und wird gebeten, sich unter joachim@stadt-muenster.de zu melden. 

 

Unterstützt durch die Freunde und Förderer des Sinfonieorchester Münster