THE BLACK RIDER
Musical von Tom Waits, William S. Burroughs und Robert Wilson
in deutscher Sprache mit englischen Songs-
Maike Jüttendonk, Christoph Rinke
© Oliver Berg -
Maike Jüttendonk, Aurel Bereuter, Christoph Rinke
© Oliver Berg -
Gerhard Mohr, Florian Steffens
© Oliver Berg -
Maximilian Scheidt
© Oliver Berg -
Gerhard Mohr, Aurel Bereuter, Christoph Rinke, Maike Jüttendonk, Isa Weiß
© Oliver Berg -
Isa Weiß, Aurel Bereuter, Maike Jüttendonk, Christoph Rinke
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Florian Steffens
© Oliver Berg -
Maximilian Scheidt
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Maike Jüttendonk
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Christoph Rinke, Aurel Bereuter
© Oliver Berg -
Maike Jüttendonk
© Oliver Berg -
Christoph Rinke, Aurel Bereuter
© Oliver Berg
Weitere Termine
Leider keine weiteren Termine geplant.
Gelinkter Deal … gezinktes Spiel oder: Die Liebe in der Hölle gesucht. Käthchen möchte den schüchternen, schießunfreudigen Amtsschreiber Wilhelm heiraten, aber der schießfreudige Förster-Papa hat nun mal den treffsicheren Jägerburschen Robert als Schwiegersohn im Visier. Denn – so verlangt es die finstere Bertramsche Familientradition – um die Erbförsterei samt dazugehörigem Töchterchen zu bekommen, muss man zielen, schießen, feuern und mit einem erfolgreichen Probeschuss ist dann das Glück besiegelt. Um sich gegen den Potenzprotz Robert durchzusetzen, verbündet sich Wilhelm nun mit einem mysteriösen Stelzfuß. Dieser lässt ihn kleine silberne Kugeln gießen, doch nur sechs davon treffen, die siebte aber gehört dem Teufel …
Der Regisseur Robert Wilson machte zusammen mit Rock-Legende Tom Waits und dem Beat-Generation Autor William S. Burroughs aus der schauerromantischen Urgeschichte – auf der auch Carl Maria von Webers Oper DER FREISCHÜTZ beruht – eine raue, finstere, ironisch gebrochene, moderne schwarze Ballade über den Teufelskreis aus Versagensangst, Erfolg und der Sucht nach mehr. Seit der spektakulären Uraufführung 1990 am Thalia Theater geht THE BLACK RIDER mit großem Erfolg um die ganze Welt.
Aufführungsdauer ca. 120 Minuten, keine Pause
AUS DER PRESSE:
Aurel Bereuter ist ein Conférencier des Bösen, der alle an unsichtbaren Fäden über die Bühne bugsiert. In Frack und Zylinder lädt er ein ins Cabaret, verspricht Monströses wie die Dame ohne Unterleib, die Frau mit Bart. Doch er zeigt dem geneigten Publikum dann etwas wirklich monströses: wie Versagensängste in Hybris und Geltungssucht münden und zur Katastrophe führen.
Tom Waits und William S. Burroughs erzählen in The Black Rider eigentlich nur die Freischütz-Geschichte. Doch sie blicken ironisch hinter die Fassaden gutbürgerlicher Anständigkeit, geregelten Lebens, suchen nach dem Dunkeln, Schwarzen mit einem umwerfenden Humor.
Und genau diesen Humor bringt Frank Behnke zu vollem Glanz. Er inszeniert eine „Teufelsshow“, die es in sich hat. Inszeniert? Fast ist man geneigt von einer Choreografie zu sprechen. Auf Günter Hellwegs schräger Ebene bewegen sich alle Figuren mit einer kunstvollen, ausgefeilten Präzision, die ihresgleichen sucht. Ferngesteuert sind sie alle, vom Teufel oder einfach nur vom Leben. Wenn sie aus geweihbewehrten Bodenklappen aufs Stichwort auftauchen, ihren Sprech- oder Gesangspart abliefern, ist das saukomisch und ein klein wenig gruselig zugleich. Und so entspinnt sich ohne Längen die Geschichte vom Buchhalter Wilhelm, der aus Liebe zur Försterstochter ein Jäger werden will, am Ende zum betrogenen Betrüger wird und einen hohen Preis zahlen muss. [...]
Regisseur Behnke gibt dem Schauspielensemble viel Raum zur Entfaltung und den nutzen alle aufs Beste. [...] Und das Bemerkenswerte: Alle singen richtig gut und tragen Tom Waits’ teils so melancholisch-morbide Songs wunderbar ins Publikum. Ein so homogen auf hohem Niveau singendes Schauspielensemble hat absoluten Seltenheitswert. Chapeau! Da kann man wirklich niemanden herausstellen - aber vielleicht doch ein kleines Sonderlob für Isa Weiß.
Dass alles perfekt harmoniert, ist sicher auch der musikalischen Leitung vom Michael Barfuß zu verdanken. Der koordiniert das Geschehen vorzüglich. Überhaupt: was er und seine Band (Christine Rudolf, Jürgen Knautz, Klaus Dapper, Stephan Schulze, Martin Speight und Rudi Marhold) leisten, ist allererste Sahne. Besonders die auf den Punkt abgestimmte Begleitung von Bewegungen auf der Bühne durch Geräusche trägt Erhebliches bei zum Gelingen dieser Produktion.
Und man braucht sicher keine treffsicheren, unfehlbaren Kugeln, um vorherzusagen, dass nach dem Geheimnis des Edwin Drood wieder ein Musicalvolltreffer gelungen ist.
Thomas Hilgemeier, theaterpur.net, 3. März 2014
Der Beginn ist noch eine Hommage an die Originalinszenierung von Robert Wilson. Mit wie Grammophon-Trichter aussehenden Flüstertüten begrüßt das Ensemble von „The Black Rider“ die Zuschauer im Großen Haus des Theaters Münster und fordert gleich mehrsprachig auf, die Handys auszumachen.
Doch da, wo Wilson mit seiner Vampirfilm-Ästhetik in Langeweile zu vergehen droht, setzt Münsters Schauspielchef Frank Behnke auf Horrorfilm-Satire. Und das ist erfrischend unterhaltsam, stets ein surrealer Rausch. [...] Bei Behnke ist die Realität schon von Beginn an verzerrt: Die Protagonisten bewegen sich wie Aufziehpuppen und sprechen oft wie kaputte Roboter.
Dazu passt die schräge Bühnenfläche von Günter Hellweg, auf der das Leben der Figuren ins Rutschen kommt. Vorne ist ein blinkender Teufelskreis, in dem die sechsköpfige Band die Musik von Waits interpretiert. Dann öffnen sich Klappen im Boden, die von innen kitschig tapeziert und mit Jagdtrophäen verziert sind. Aus ihnen kriechen Förster Bertram und seine Frau und duellieren sich gesanglich: „Ich kann sie ihm nicht geben“, singt der Vater, und Anne antwortet: „Du kannst ihr Herz nicht ändern, sie liebt Wilhelm.“
Waits Musik ist ein Sammelsurium aus irischer Folklore, amerikanischem Pop und aus der jüdischen Tradition entlehntem Klarinetten-Klang. Die wirkt in Münster unter der Leitung von Michael Barfuss sehr schön reduziert und klingt dadurch wesentlich mehr nach Tom Waits als wäre sie von einem Orchester gespielt worden. Gesanglich zeichnet sich vor allem Maike Jüttendonk aus, die als Käthchen mit wundervollem Tremolo Musical-Qualitäten beweist. Als Stelzfuß ist Aurel Bereuter ein eher hinterhältiger als gruseliger Bösewicht.
Gerhard Mohr und Isa Weiß als Försterpaar bekriegen sich herrlich wie in einer Parodie aufs Ohnsorg-Theater. In der Rolle des Wilhelm ist Christoph Rinke überragend der verweichlichte Papiertiger, der Schönling, der sich noch nie die Hände schmutzig gemacht hat. Sein hellblauer Anzug (Kostüme: Kristopher Kempf) sticht großartig von den robusten Jägern ab. Wenn seine Schussversuche scheitern, machen sich die wie Kuscheltiere aussehenden Ziele lustig über den Versager. Herrliche Albernheit.
Für dieses hinreißende, mit liebevollen Ideen gespickte Horror-Satire-Drogen-Ekstase-Rock-Musical gab es bei der Premiere am Samstag zu Recht stehende Ovationen. Behnke ist ein unterhaltsamer Abend gelungen, indem er das Musical lustvoll zu neuem Leben erweckt.
Heiko Ostendorf, Münstersche Zeitung, 3. März 2014
Grausam? Nein, gruselig-unterhaltsam ist das Bühnenstück von Burroughs, Waits und Wilson, und Münsters Schauspiel-Chef Frank Behnke lässt sich diese Gelegenheit zu skurrilem Entertainment nicht entgehen. Mit lautstarken Ansagen erobert seine Truppe aus dem Parkett heraus die Bühne, Käthchen darf ihr Mond-Lied (mit dem ulkigen Hinweis auf die Telefonnummer des Kartenvorverkaufs) gar zum Sternenlicht der Discokugel anstimmen, und die bunt glitzenden Freikugeln werden in Zauberer-Manier durch die Luft geworfen.
Aurel Bereuter gibt dem sympathisch-perfiden Stelzfuß-Drahtzieher einen leicht schmierigen Charme mit. Nur er darf sich zudem so elegant bewegen: Die anderen Figuren agieren zeitweise wie aufgezogene Puppen, deren Glieder-Verrenkungen von den sechs Musikern und ihrem Leiter Michael Barfuß knackend und knarrend synchronisiert werden. Einen Höhepunkt liefert Maike Jüttendonk als Käthchen, wenn sie beim wundervollen Vers „Der Mann im Wald, die Frau daheim, so soll es sein“ überdreht und wie eine hakende Schallplatte die Phrase wiederholt. Brillant.
Das Ensemble ist eine Bank: Christoph Rinke als weißer Wilhelm und Maximilian Scheidt als viriler Gegenspieler bilden einen idealen Kontrast, Gerhard Mohr und Isa Weiß verkörpern ein märchenbiederes Försterpaar auf Bräutigamsschau. Florian Steffens genießt die Greisennummer als Erbförster Kuno.
Harald Suerland, Westfälische Nachrichten, 3. März 2014
In Münster macht Schauspielchef Frank Behnke von Anfang an keinen Hehl daraus, dass The Black Rider ein absolut nachtschwarzes Stück ist, das sich ziemlich nah am Rande des Wahnsinns bewegt. Während das Publikum den gespenstig-kalt beleuchteten Zuschauerraum betritt, sitzt der schüchterne Wilhelm nachdenklich auf der Bühne. Ein roter Vorhang verbirgt den Hintergrund der schwarzen Schräge und deutet die Nähe zum Theater an. Das babylonische Gewirr von Ansagen, wo man unter anderem gebeten wird verschiedene, namhafte Mobilfunkgeräte in den Versionen eins bis sechs auszustellen, überspitzt diesen Gedanken gleich wieder.
Günter Hellwegs Bühne mag auf den ersten Blick langweilig und nüchtern ausfallen, doch hält sie manchen Effekt parat. Da bekommt die glatte Rückwand gefährliche Ecken, und im Boden tut sich ein feuriger Abgrund auf. Ein entwurzelt schwebender Baum ist der einzige Hinweis auf den Wald. Ein gigantisches Uhr-Pendel mit dem darauf angebundenen Kuno schwingt im Hintergrund hin und her. Falsch verstandene Tradition ist in diesem Fall eine tickende Zeitbombe. Behnke schickt sein Schauspielensemble, aus dem sich respektable Sänger herausschälen, auf einen Trip zwischen Drogenwahn und Cabaret. Kristopher Kempfs Kostüme könnten auch einem schlechten Heimatfilm entsprungen sein. Nicht selten schüttelt man den Kopf angesichts der degenerierten Volkstümlichkeit, die auch einem Albtraum von Stephen King entsprungen sein könnte. Doch Behnke bricht die düsteren Momente rechtzeitig mit Parodie auf, ehe sie sich wirklich in den Köpfen festsetzen können.
[...] Sehr treffend ausgewählt sind die Solisten. Maximilian Scheid ist als Robert, Wildeere und Georg Schmidt für die Vielseitigkeit zuständig. Florian Steffens überzeugt als Kuno. Isa Weiß und Gerhard Mohr portieren das spießige Ehepaar Bertram und Anne. Ihre Tochter Käthchen ist bei Maike Jüttendonk in den Händen einer Stimmakrobatin, die zugleich aber auch einfach schön singen kann. Christoph Rinke gibt dem Wilhelm schlaksige Tanzeinlagen, unsichere Körperhaltung und sehr souveränen Gesang mit einer kräftigen Mittellage. Aurel Bereuter schließlich ist als Stelzfuß nicht einfach grimassierender Teufel, sondern ein böser Conférencier, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Das Publikum in Münster geht mit. Es lacht, es spendet Zwischenapplaus und kann betroffen schweigen. Und am Ende wird nicht Bravo gerufen, sondern laut gejohlt. So lange bis alle aufstehen und noch lauter weiter klatschen.
Christoph Broermann, opernnetz.de, 3. März 2014
Info
Gelinkter Deal … gezinktes Spiel oder: Die Liebe in der Hölle gesucht. Käthchen möchte den schüchternen, schießunfreudigen Amtsschreiber Wilhelm heiraten, aber der schießfreudige Förster-Papa hat nun mal den treffsicheren Jägerburschen Robert als Schwiegersohn im Visier. Denn – so verlangt es die finstere Bertramsche Familientradition – um die Erbförsterei samt dazugehörigem Töchterchen zu bekommen, muss man zielen, schießen, feuern und mit einem erfolgreichen Probeschuss ist dann das Glück besiegelt. Um sich gegen den Potenzprotz Robert durchzusetzen, verbündet sich Wilhelm nun mit einem mysteriösen Stelzfuß. Dieser lässt ihn kleine silberne Kugeln gießen, doch nur sechs davon treffen, die siebte aber gehört dem Teufel …
Der Regisseur Robert Wilson machte zusammen mit Rock-Legende Tom Waits und dem Beat-Generation Autor William S. Burroughs aus der schauerromantischen Urgeschichte – auf der auch Carl Maria von Webers Oper DER FREISCHÜTZ beruht – eine raue, finstere, ironisch gebrochene, moderne schwarze Ballade über den Teufelskreis aus Versagensangst, Erfolg und der Sucht nach mehr. Seit der spektakulären Uraufführung 1990 am Thalia Theater geht THE BLACK RIDER mit großem Erfolg um die ganze Welt.
Aufführungsdauer ca. 120 Minuten, keine Pause
AUS DER PRESSE:
Aurel Bereuter ist ein Conférencier des Bösen, der alle an unsichtbaren Fäden über die Bühne bugsiert. In Frack und Zylinder lädt er ein ins Cabaret, verspricht Monströses wie die Dame ohne Unterleib, die Frau mit Bart. Doch er zeigt dem geneigten Publikum dann etwas wirklich monströses: wie Versagensängste in Hybris und Geltungssucht münden und zur Katastrophe führen.
Tom Waits und William S. Burroughs erzählen in The Black Rider eigentlich nur die Freischütz-Geschichte. Doch sie blicken ironisch hinter die Fassaden gutbürgerlicher Anständigkeit, geregelten Lebens, suchen nach dem Dunkeln, Schwarzen mit einem umwerfenden Humor.
Und genau diesen Humor bringt Frank Behnke zu vollem Glanz. Er inszeniert eine „Teufelsshow“, die es in sich hat. Inszeniert? Fast ist man geneigt von einer Choreografie zu sprechen. Auf Günter Hellwegs schräger Ebene bewegen sich alle Figuren mit einer kunstvollen, ausgefeilten Präzision, die ihresgleichen sucht. Ferngesteuert sind sie alle, vom Teufel oder einfach nur vom Leben. Wenn sie aus geweihbewehrten Bodenklappen aufs Stichwort auftauchen, ihren Sprech- oder Gesangspart abliefern, ist das saukomisch und ein klein wenig gruselig zugleich. Und so entspinnt sich ohne Längen die Geschichte vom Buchhalter Wilhelm, der aus Liebe zur Försterstochter ein Jäger werden will, am Ende zum betrogenen Betrüger wird und einen hohen Preis zahlen muss. [...]
Regisseur Behnke gibt dem Schauspielensemble viel Raum zur Entfaltung und den nutzen alle aufs Beste. [...] Und das Bemerkenswerte: Alle singen richtig gut und tragen Tom Waits’ teils so melancholisch-morbide Songs wunderbar ins Publikum. Ein so homogen auf hohem Niveau singendes Schauspielensemble hat absoluten Seltenheitswert. Chapeau! Da kann man wirklich niemanden herausstellen - aber vielleicht doch ein kleines Sonderlob für Isa Weiß.
Dass alles perfekt harmoniert, ist sicher auch der musikalischen Leitung vom Michael Barfuß zu verdanken. Der koordiniert das Geschehen vorzüglich. Überhaupt: was er und seine Band (Christine Rudolf, Jürgen Knautz, Klaus Dapper, Stephan Schulze, Martin Speight und Rudi Marhold) leisten, ist allererste Sahne. Besonders die auf den Punkt abgestimmte Begleitung von Bewegungen auf der Bühne durch Geräusche trägt Erhebliches bei zum Gelingen dieser Produktion.
Und man braucht sicher keine treffsicheren, unfehlbaren Kugeln, um vorherzusagen, dass nach dem Geheimnis des Edwin Drood wieder ein Musicalvolltreffer gelungen ist.
Thomas Hilgemeier, theaterpur.net, 3. März 2014
Der Beginn ist noch eine Hommage an die Originalinszenierung von Robert Wilson. Mit wie Grammophon-Trichter aussehenden Flüstertüten begrüßt das Ensemble von „The Black Rider“ die Zuschauer im Großen Haus des Theaters Münster und fordert gleich mehrsprachig auf, die Handys auszumachen.
Doch da, wo Wilson mit seiner Vampirfilm-Ästhetik in Langeweile zu vergehen droht, setzt Münsters Schauspielchef Frank Behnke auf Horrorfilm-Satire. Und das ist erfrischend unterhaltsam, stets ein surrealer Rausch. [...] Bei Behnke ist die Realität schon von Beginn an verzerrt: Die Protagonisten bewegen sich wie Aufziehpuppen und sprechen oft wie kaputte Roboter.
Dazu passt die schräge Bühnenfläche von Günter Hellweg, auf der das Leben der Figuren ins Rutschen kommt. Vorne ist ein blinkender Teufelskreis, in dem die sechsköpfige Band die Musik von Waits interpretiert. Dann öffnen sich Klappen im Boden, die von innen kitschig tapeziert und mit Jagdtrophäen verziert sind. Aus ihnen kriechen Förster Bertram und seine Frau und duellieren sich gesanglich: „Ich kann sie ihm nicht geben“, singt der Vater, und Anne antwortet: „Du kannst ihr Herz nicht ändern, sie liebt Wilhelm.“
Waits Musik ist ein Sammelsurium aus irischer Folklore, amerikanischem Pop und aus der jüdischen Tradition entlehntem Klarinetten-Klang. Die wirkt in Münster unter der Leitung von Michael Barfuss sehr schön reduziert und klingt dadurch wesentlich mehr nach Tom Waits als wäre sie von einem Orchester gespielt worden. Gesanglich zeichnet sich vor allem Maike Jüttendonk aus, die als Käthchen mit wundervollem Tremolo Musical-Qualitäten beweist. Als Stelzfuß ist Aurel Bereuter ein eher hinterhältiger als gruseliger Bösewicht.
Gerhard Mohr und Isa Weiß als Försterpaar bekriegen sich herrlich wie in einer Parodie aufs Ohnsorg-Theater. In der Rolle des Wilhelm ist Christoph Rinke überragend der verweichlichte Papiertiger, der Schönling, der sich noch nie die Hände schmutzig gemacht hat. Sein hellblauer Anzug (Kostüme: Kristopher Kempf) sticht großartig von den robusten Jägern ab. Wenn seine Schussversuche scheitern, machen sich die wie Kuscheltiere aussehenden Ziele lustig über den Versager. Herrliche Albernheit.
Für dieses hinreißende, mit liebevollen Ideen gespickte Horror-Satire-Drogen-Ekstase-Rock-Musical gab es bei der Premiere am Samstag zu Recht stehende Ovationen. Behnke ist ein unterhaltsamer Abend gelungen, indem er das Musical lustvoll zu neuem Leben erweckt.
Heiko Ostendorf, Münstersche Zeitung, 3. März 2014
Grausam? Nein, gruselig-unterhaltsam ist das Bühnenstück von Burroughs, Waits und Wilson, und Münsters Schauspiel-Chef Frank Behnke lässt sich diese Gelegenheit zu skurrilem Entertainment nicht entgehen. Mit lautstarken Ansagen erobert seine Truppe aus dem Parkett heraus die Bühne, Käthchen darf ihr Mond-Lied (mit dem ulkigen Hinweis auf die Telefonnummer des Kartenvorverkaufs) gar zum Sternenlicht der Discokugel anstimmen, und die bunt glitzenden Freikugeln werden in Zauberer-Manier durch die Luft geworfen.
Aurel Bereuter gibt dem sympathisch-perfiden Stelzfuß-Drahtzieher einen leicht schmierigen Charme mit. Nur er darf sich zudem so elegant bewegen: Die anderen Figuren agieren zeitweise wie aufgezogene Puppen, deren Glieder-Verrenkungen von den sechs Musikern und ihrem Leiter Michael Barfuß knackend und knarrend synchronisiert werden. Einen Höhepunkt liefert Maike Jüttendonk als Käthchen, wenn sie beim wundervollen Vers „Der Mann im Wald, die Frau daheim, so soll es sein“ überdreht und wie eine hakende Schallplatte die Phrase wiederholt. Brillant.
Das Ensemble ist eine Bank: Christoph Rinke als weißer Wilhelm und Maximilian Scheidt als viriler Gegenspieler bilden einen idealen Kontrast, Gerhard Mohr und Isa Weiß verkörpern ein märchenbiederes Försterpaar auf Bräutigamsschau. Florian Steffens genießt die Greisennummer als Erbförster Kuno.
Harald Suerland, Westfälische Nachrichten, 3. März 2014
In Münster macht Schauspielchef Frank Behnke von Anfang an keinen Hehl daraus, dass The Black Rider ein absolut nachtschwarzes Stück ist, das sich ziemlich nah am Rande des Wahnsinns bewegt. Während das Publikum den gespenstig-kalt beleuchteten Zuschauerraum betritt, sitzt der schüchterne Wilhelm nachdenklich auf der Bühne. Ein roter Vorhang verbirgt den Hintergrund der schwarzen Schräge und deutet die Nähe zum Theater an. Das babylonische Gewirr von Ansagen, wo man unter anderem gebeten wird verschiedene, namhafte Mobilfunkgeräte in den Versionen eins bis sechs auszustellen, überspitzt diesen Gedanken gleich wieder.
Günter Hellwegs Bühne mag auf den ersten Blick langweilig und nüchtern ausfallen, doch hält sie manchen Effekt parat. Da bekommt die glatte Rückwand gefährliche Ecken, und im Boden tut sich ein feuriger Abgrund auf. Ein entwurzelt schwebender Baum ist der einzige Hinweis auf den Wald. Ein gigantisches Uhr-Pendel mit dem darauf angebundenen Kuno schwingt im Hintergrund hin und her. Falsch verstandene Tradition ist in diesem Fall eine tickende Zeitbombe. Behnke schickt sein Schauspielensemble, aus dem sich respektable Sänger herausschälen, auf einen Trip zwischen Drogenwahn und Cabaret. Kristopher Kempfs Kostüme könnten auch einem schlechten Heimatfilm entsprungen sein. Nicht selten schüttelt man den Kopf angesichts der degenerierten Volkstümlichkeit, die auch einem Albtraum von Stephen King entsprungen sein könnte. Doch Behnke bricht die düsteren Momente rechtzeitig mit Parodie auf, ehe sie sich wirklich in den Köpfen festsetzen können.
[...] Sehr treffend ausgewählt sind die Solisten. Maximilian Scheid ist als Robert, Wildeere und Georg Schmidt für die Vielseitigkeit zuständig. Florian Steffens überzeugt als Kuno. Isa Weiß und Gerhard Mohr portieren das spießige Ehepaar Bertram und Anne. Ihre Tochter Käthchen ist bei Maike Jüttendonk in den Händen einer Stimmakrobatin, die zugleich aber auch einfach schön singen kann. Christoph Rinke gibt dem Wilhelm schlaksige Tanzeinlagen, unsichere Körperhaltung und sehr souveränen Gesang mit einer kräftigen Mittellage. Aurel Bereuter schließlich ist als Stelzfuß nicht einfach grimassierender Teufel, sondern ein böser Conférencier, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Das Publikum in Münster geht mit. Es lacht, es spendet Zwischenapplaus und kann betroffen schweigen. Und am Ende wird nicht Bravo gerufen, sondern laut gejohlt. So lange bis alle aufstehen und noch lauter weiter klatschen.
Christoph Broermann, opernnetz.de, 3. März 2014
Leitung
Musikalische Leitung Michael Barfuß
Inszenierung Frank Behnke
Bühnenbild Günter Hellweg
Kostüme Kristopher Kempf
Choreografische Mitarbeit Hans Henning Paar
Dramaturgie Margrit Poremba (†)
Besetzung
Stelzfuß Aurel Bereuter
Kuno, Erbförster/ Der junge Kuno Florian Steffens
Bertram, Förster Gerhard Mohr
Anne, Bertrams Frau Isa Weiß
Käthchen, Bertrams Tochter Maike Jüttendonk
Wilhelm, Schreiber Christoph Rinke
Robert, Jägerbursche/ Wilderer/ Georg Schmid Maximilian Scheidt
E-Geige, Singende Säge Christine Rudolf
Bass, E-Gitarre Jürgen Knautz
Saxophon, Klarinette, Bassklarinette, Flöte Klaus Dapper
Posaune, Tuba, Flügelhorn, Didgeridoo Stephan Schulze
Harmonium, Klavier, Synthesizer Martin Speight
Schlagzeug, Percussion Rudi Marhold
Besetzung
Leitung
Musikalische Leitung Michael Barfuß
Inszenierung Frank Behnke
Bühnenbild Günter Hellweg
Kostüme Kristopher Kempf
Choreografische Mitarbeit Hans Henning Paar
Dramaturgie Margrit Poremba (†)
Besetzung
Stelzfuß Aurel Bereuter
Kuno, Erbförster/ Der junge Kuno Florian Steffens
Bertram, Förster Gerhard Mohr
Anne, Bertrams Frau Isa Weiß
Käthchen, Bertrams Tochter Maike Jüttendonk
Wilhelm, Schreiber Christoph Rinke
Robert, Jägerbursche/ Wilderer/ Georg Schmid Maximilian Scheidt
E-Geige, Singende Säge Christine Rudolf
Bass, E-Gitarre Jürgen Knautz
Saxophon, Klarinette, Bassklarinette, Flöte Klaus Dapper
Posaune, Tuba, Flügelhorn, Didgeridoo Stephan Schulze
Harmonium, Klavier, Synthesizer Martin Speight
Schlagzeug, Percussion Rudi Marhold
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Leider keine weiteren Termine geplant.