Tage der Barockmusik: 8. Sinfoniekonzert
Nicht wenige Komponisten und Dichter haben sich bereits in der Epoche des Barock weiblichen Lichtgestalten der Sagenwelt und der Historie verschrieben. Vivaldi komponierte sein einziges erhaltenes Oratorium Juditha triumphans über die biblische Gestalt der „über die Barbarei des Holofernes triumphierenden Judith“. Keineswegs ein beliebig ausgewählter Stoff übrigens, sondern gedacht und seinerzeit auch verstanden als Allegorie auf den Sieg der Venezianer über die Türken im Rahmen der Schlacht von Korfu.
Eine echte Rarität ist die Medea Georg Anton Bendas, die 1775 am Gothaer Ekhof-Theater entstand. Das Werk ist eines der ersten Melodramen der Musikgeschichte – ein kunstvolles Gebilde, in dem sich gesprochener Text und Musik ergänzen, überlagern und wechselseitig aufpeitschen. Die Sprache muss hier der Musik mit ähnlich extremen Gestaltungsmitteln Paroli bieten, was höchste Dramatik und Pathos bewirkt. Mit Martina Gedeck als Sprecherin bietet zudem eine starke Frau der Musik Paroli – eine Charakterdarstellerin, die zerrissene Figuren auf der Filmleinwand bevorzugt und die sich auch selbst in keine Schublade stecken lässt. Eine Frau für Gänsehautmomente!
Programm
ANTONIO VIVALDI (1678–1741)
Juditha triumphans (Ausschnitte) für Alt, Chor und Orchester RV 644 (1716)
GEORG ANTON BENDA (1722–1795)
Medea – Melodram für Sprecherin und Orchester (1775)