Leopoldstadt
Tom Stoppard
Deutsch von Daniel Kehlmann
Wien 1899. In ihrer großbürgerlichen Ringstraßen Wohnung feiert die jüdische Familie Merz, zu der längst auch angeheiratete christliche Mitglieder gehören, Weihnachten. Bald bricht ein neues Jahrhundert an und voller Hoffnung schaut man ihm entgegen. Zwar werden Juden immer noch diskriminiert; trotzdem haben es die Merzens weit gebracht, verkehren mit Gustav Klimt und Arthur Schnitzler, und fast alle finden Theodor Herzls Idee von einem eigenen jüdischen Staat recht abwegig. Über 50 Jahre später, 1955, nach zwei Weltkriegen, einer globalen Wirtschaftskrise und – nach dem Holocaust begegnen sich die letzten Merz-Nachkommen in derselben, nun verlassenen Wohnung, wo nichts mehr an die Zuversicht von einst erinnert. Nie wieder ist jetzt!
Deutsche Erstauffführung
TERMIN Sa. 09.11.24 19:30 GR. HAUS
Unser Deutschlandmärchen
Dinçer Güçyeter
In Gedichten, Chören, Träumen, Gebeten und Liedern schreibt Dinçer Güçyeter die Geschichte der BRD um, indem er die migrantische Gegenerzählung des Wirtschaftswunders beschwört. Mit fantastischer Kraft und epischer Wucht erzählt er vom Ankommen einer anatolischen Elterngeneration, von der Suche nach Identität und Zugehörigkeit, von ökonomischer Not und erniedrigender Arbeit – und vom Finden einer Heimat in der Kunst und in den Worten. Wütend und hoffnungslos, zärtlich und liebevoll entblättert der Roman eine vielstimmige Familiengeschichte, deren Anerkennung als deutsche Familiengeschichte bis heute noch aussteht.
Güçyeters Debütroman Unser Deutschlandmärchen wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
TERMIN Sa. 21.12.24 19:30 KL. HAUS
Tod eines Handlungsreisenden
Arthur Miller
Willy Lomans Geschäfte als Handlungsreisender laufen schlecht, schließlich wird ihm nach fast 40 Berufsjahren gekündigt. Willy leiht sich Geld , gibt es als seinen Lohn aus, denn vermeintlich brauchen seine erwachsenen Söhne Biff und Happy ein erfolgreiches, männliches Vorbild. Er flüchtet sich in halluzinierte bessere Zeiten. „In diesem Haus haben wir nie auch nur zehn Minuten die Wahrheit gesagt“, entdeckt Biff das manisch falsche Selbstbildnis des Vaters, erfolgreich, beliebt und stets im Recht zu sein. Dabei ist Willy einsam und plant den Suizid, um wenigstens 20.000 Dollar Versicherungssumme zu hinterlassen. Millers moderner Klassiker lässt den Traum von der aufstrebenden Mittelschicht zersplittern und fragt danach, woraus Lebensträume bestehen können, wenn nicht aus Erfolg und Potenz.
TERMIN Fr. 14.02.25 19:30 KL. HAUS
May Ayim in Münster
Penda Diouf
May Ayim war Lyrikerin, Pädagogin, politische Denkerin, Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland und Pionierin der kritischen Weißseinsforschung. Sie ist in Münster bei einer weißen, katholischen Familie aufgewachsen. Ihre Kindheit und Jugend dort waren von rassistischen Erfahrungen geprägt. Nach dem Studium gelang es ihr, in West-Berlin Teil einer Community zu sein und Kontakte zu Vertreterinnen der internationalen Schwarzen Frauenbewegung wie Audre Lorde zu finden. May Ayim wurde nur 36 Jahre alt und hinterließ ein umfangreiches lyrisches und politisches Werk. Die französische Dramatikerin Penda Diouf schreibt ein Stück über das Denken dieser wichtigen Dichterin.
Uraufführung
TERMIN Sa. 12.04.25 19:30 KL. HAUS