Liebes Arschloch
Virginie Despentes
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis. Nach dem gleichnamigen Roman für die Bühne bearbeitet von Victoria Weich
„Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag auf Insta gesehen. Du bist wie eine Taube, die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt“, schreibt Schauspielerin Rebecca Latté an Oscar Jayack, den Mann, der sie im Netz beleidigt, sie sei „zu einer Schlampe verkommen“. Doch das „schmuddelige, laute Weibstück“ nimmt Kontakt auf. Im entstehenden Emailaustausch konfrontiert sie den Krimiautor mit ihrer Einsamkeit, ihrem Älterwerden, ihren Süchten und ihrer auch politischen Lebenserfahrung. Oscar tut sich derweil selbst leid, er hat einen selbstverschuldeten MeToo-Skandal am Hals. Die hochkarätige Literaturpunkerin Despentes sorgt dafür, dass Frauen derb, wütend und dabei klug analysierend sind – und der Kerl ein unterhaltsames Arschloch.
Deutsche Erstaufführung
TERMIN S 18.09.24 19:30
Afterlife Afterlove Afterdeath
Tanzabend über das Hier und Jetzt und das Leben danach
Zwei Menschen in einem Club – wir spüren mit ihnen den Puls der Musik, den Puls des Lebens. Doch der Puls stockt und versiegt. Wie ist Weiterleben nach dem Verlust eines geliebten Menschen möglich? Vom (un)möglichen Leben nach dem Tod erzählt Afterlife Afterlove Afterdeath. Nach der Aufführung im Juni 2023 im Lesesaal der Stadtbücherei Münster geht die Geschichte nun weiter – als ein Abend für das gesamte Tanzensemble mit einer Neukomposition des Schweizer Komponisten Gaspard de la Montagne. Das Kleine Haus wird zum Club und wir bewegen uns gemeinsam durch die Geschichte, die die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwinden lässt.
Uraufführung
TERMIN T 23.10.24 19:30
Unser Deutschlandmärchen
Dinçer Güçyeter
In Gedichten, Chören, Träumen, Gebeten und Liedern schreibt Dinçer Güçyeter die Geschichte der BRD um, indem er die migrantische Gegenerzählung des Wirtschaftswunders beschwört. Mit fantastischer Kraft und epischer Wucht erzählt er vom Ankommen einer anatolischen Elterngeneration, von der Suche nach Identität und Zugehörigkeit, von ökonomischer Not und erniedrigender Arbeit – und vom Finden einer Heimat in der Kunst und in den Worten. Wütend und hoffnungslos, zärtlich und liebevoll entblättert der Roman eine vielstimmige Familiengeschichte, deren Anerkennung als deutsche Familiengeschichte bis heute noch aussteht.
Güçyeters Debütroman Unser Deutschlandmärchen wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
TERMIN S 18.12.24 19:30
Paradise
Kae Tempest
Nach Philoktetes von Sophokles Deutsch von John Birke
Das Paradies einer Mittelmeerinsel ist Wartehölle für Gestrandete aus aller Welt. Ein Chor von kriegsgeflüchteten Frauen hat sich dort vor einer Höhle eingerichtet. Darin lebt seit zehn Jahren der griechische Held Philoktetes, einst verwundet ausgesetzt von seinem Kriegsgefährten Odysseus. Als plötzlich der junge Soldat Neoptolemus auf der Insel auftaucht, lodert Philoktetes’ Hoffnung auf ein Entkommen aus dieser menschenunwürdigen Situation erneut auf. Als auch Odysseus eintrifft und sich als Verbündeter des Soldaten zu erkennen gibt, wittert Philoktetes die einmalige Gelegenheit, endlich Rache zu nehmen. Kae Tempest ist Spoken Word Artist, Musiker*in, Lyriker*in, Roman- und Theaterautor*in. Tempest richtet in Paradise mit Poesie, Humor und politisch zupackend den Blick auf die Zusammenhänge von Männlichkeit, Geopolitik, Klimawandel, Race, Klasse, Kolonialismus.
Deutschsprachige Erstaufführung
TERMIN S 05.02.25 19:30
Tod eines Handlungsreisenden
Arthur Miller
Willy Lomans Geschäfte als Handlungsreisender laufen schlecht, schließlich wird ihm nach fast 40 Berufsjahren gekündigt. Willy leiht sich Geld , gibt es als seinen Lohn aus, denn vermeintlich brauchen seine erwachsenen Söhne Biff und Happy ein erfolgreiches, männliches Vorbild. Er flüchtet sich in halluzinierte bessere Zeiten. „In diesem Haus haben wir nie auch nur zehn Minuten die Wahrheit gesagt“, entdeckt Biff das manisch falsche Selbstbildnis des Vaters, erfolgreich, beliebt und stets im Recht zu sein. Dabei ist Willy einsam und plant den Suizid, um wenigstens 20.000 Dollar Versicherungssumme zu hinterlassen. Millers moderner Klassiker lässt den Traum von der aufstrebenden Mittelschicht zersplittern und fragt danach, woraus Lebensträume bestehen können, wenn nicht aus Erfolg und Potenz.
TERMIN S 12.03.25 19:30
May Ayim in Münster
Penda Diouf
May Ayim war Lyrikerin, Pädagogin, politische Denkerin, Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland und Pionierin der kritischen Weißseinsforschung. Sie ist in Münster bei einer weißen, katholischen Familie aufgewachsen. Ihre Kindheit und Jugend dort waren von rassistischen Erfahrungen geprägt. Nach dem Studium gelang es ihr, in West-Berlin Teil einer Community zu sein und Kontakte zu Vertreterinnen der internationalen Schwarzen Frauenbewegung wie Audre Lorde zu finden. May Ayim wurde nur 36 Jahre alt und hinterließ ein umfangreiches lyrisches und politisches Werk. Die französische Dramatikerin Penda Diouf schreibt ein Stück über das Denken dieser wichtigen Dichterin.
Uraufführung
TERMIN S 30.04.25 19:30