Liebes Arschloch
Virginie Despentes
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis. Nach dem gleichnamigen Roman für die Bühne bearbeitet von Victoria Weich
„Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag auf Insta gesehen. Du bist wie eine Taube, die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt“, schreibt Schauspielerin Rebecca Latté an Oscar Jayack, den Mann, der sie im Netz beleidigt, sie sei „zu einer Schlampe verkommen“. Doch das „schmuddelige, laute Weibstück“ nimmt Kontakt auf. Im entstehenden Emailaustausch konfrontiert sie den Krimiautor mit ihrer Einsamkeit, ihrem Älterwerden, ihren Süchten und ihrer auch politischen Lebenserfahrung. Oscar tut sich derweil selbst leid, er hat einen selbstverschuldeten MeToo-Skandal am Hals. Die hochkarätige Literaturpunkerin Despentes sorgt dafür, dass Frauen derb, wütend und dabei klug analysierend sind – und der Kerl ein unterhaltsames Arschloch.
Deutsche Erstaufführung
TERMINE S 27.09.24 19:30 KL. HAUS und S 04.10.24 19:30 KL. HAUS
Leopoldstadt
Tom Stoppard
Deutsch von Daniel Kehlmann
Wien 1899. In ihrer großbürgerlichen Ringstraßen Wohnung feiert die jüdische Familie Merz, zu der längst auch angeheiratete christliche Mitglieder gehören, Weihnachten. Bald bricht ein neues Jahrhundert an und voller Hoffnung schaut man ihm entgegen. Zwar werden Juden immer noch diskriminiert; trotzdem haben es die Merzens weit gebracht, verkehren mit Gustav Klimt und Arthur Schnitzler, und fast alle finden Theodor Herzls Idee von einem eigenen jüdischen Staat recht abwegig. Über 50 Jahre später, 1955, nach zwei Weltkriegen, einer globalen Wirtschaftskrise und – nach dem Holocaust begegnen sich die letzten Merz-Nachkommen in derselben, nun verlassenen Wohnung, wo nichts mehr an die Zuversicht von einst erinnert. Nie wieder ist jetzt!
Deutsche Erstauffführung
TERMIN S 25.10.24 19:30 GR. HAUS
La Bohème
Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini
Nach Szenen aus Henri Murgers Vie de Bohème Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Paris 1830: Marcello, Rodolfo, Colline und Schaunard widmen ihr Leben der Liebe zur Kunst und ihren künstlerischen Idealen – frei von gesellschaftlichen Konventionen und Normen, frei von falschen Werten. Warum sich von feinen Köstlichkeiten ernähren, wenn man auch von den eigenen Versen, von Poesie satt werden kann? Doch die Begegnung mit der kranken Mimì erinnert alle daran, wie nah der Tod ist. Wie in einem impressionistischen Gemälde skizziert Puccini in La Bohème, 1896 am Teatro Regio in Turin uraufgeführt, mit raffinierten Pinselstrichen eine kaleidoskopische Geschichte: Im Wechsel burlesker, sentimentaler und tiefempfundener emotionaler Momente entsteht eine unwiderstehliche Mixtur aus Komik und Tragik, aus Humor und Melancholie.
TERMIN MT 27.12.24 19:30 GR. HAUS
Unser Deutschlandmärchen
Dinçer Güçyeter
In Gedichten, Chören, Träumen, Gebeten und Liedern schreibt Dinçer Güçyeter die Geschichte der BRD um, indem er die migrantische Gegenerzählung des Wirtschaftswunders beschwört. Mit fantastischer Kraft und epischer Wucht erzählt er vom Ankommen einer anatolischen Elterngeneration, von der Suche nach Identität und Zugehörigkeit, von ökonomischer Not und erniedrigender Arbeit – und vom Finden einer Heimat in der Kunst und in den Worten. Wütend und hoffnungslos, zärtlich und liebevoll entblättert der Roman eine vielstimmige Familiengeschichte, deren Anerkennung als deutsche Familiengeschichte bis heute noch aussteht.
Güçyeters Debütroman Unser Deutschlandmärchen wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
TERMIN S 17.01.25 19:30 KL. HAUS und S 31.01.25 19:30 KL. HAUS
Jeanne D’Arc
Tanzabend mit Chor und Schlagzeug
Der Glaube und die Gewissheit eines göttlichen Auftrags geben Jeanne D’Arc die Kraft für ihre Überzeugung zu kämpfen. Sie bezahlt schließlich mit dem Tod für ihren Mut, ihre Weitsicht, ihre Unerschrockenheit – ihr Anderssein. Lillian Stillwell begibt sich auf die Suche nach dieser visionären Kraft, aber auch der Angst, die aufkommt, wenn uns Menschen mit unerschütterlicher Weitsicht begegnen. Zwei unterschiedliche Klangwelten begleiten diese Erzählung: Beat Furrers Engima für gemischten Chor a capella mit Texten aus Leonardo da Vincis Prophezeiungen steht sinnbildlich für die Visionen. Im zweiten Teil stehen die Klänge des Schlagwerks im Zentrum. Die Werke verschiedener Komponist*innen bringen uns mit unseren innersten archaischen Gefühlen und Erfahrungen in Berührung – den Vibrationen, der Lautstärke, der Intensität können wir uns nicht entziehen.
Uraufführung
TERMIN T 21.02.25 19:30 GR. HAUS
Wie werde ich reich und glücklich?
Kabarett-Revue
Ein Kursus in zehn Abteilungen Musik von Mischa Spoliansky Buch von Felix Joachimson
Während der heitere Kibis von Geldnot geplagt wird, träumt die reiche Marie vom glücklichen Leben. Eines Tages finden der Arme und die Unglückliche die Broschüre „Wie werde ich reich und glücklich?“. Beide fühlen sich gleich angesprochen. Durch einige abenteuerliche Schicksalsfügungen werden sie zusammengebracht: Gemeinsam könnten sie das perfekte Duo verkörpern und ein erfülltes Leben führen. Doch gibt es überhaupt eine Zauberformel, einen treffsicheren Algorithmus, für das ultimative Glück? Wie werde ich reich und glücklich? – 1930 in der Komödie am Kurfürstendamm Berlin uraufgeführt – zeugt von dem Talent des russisch-britischen Komponisten Mischa Spoliansky, der sich auch als Autor von Kabarett- und Revue-Songs einen Namen machte.
TERMIN MT 14.03.25 19:30 GR. HAUS
Ein Sommernachtstraum
William Shakespeare
Vier junge Adlige fluchten in einen Zauberwald, um dort der Autorität ihrer Eltern entgehen und ihre Liebe freibestimmt entfalten zu können. Doch im Wald herrschen die Gesetze der Geister und Elfen, die die menschlichen Begehrlichkeiten zum Spielball der eigenen Eitelkeit und Willkür machen: Zaubertranke fliesen, Identitäten wechseln – und plötzlich stehen Welt und Wald Kopf. Shakespeares wohl berühmteste Komödie entfuhrt uns in die Seelentiefen einer Gruppe privilegierter Menschen, die zum Kern ihrer Selbst und ihrer authentischen Gefühle vorstoßen wollen. Gleichzeitig probt eine Gruppe von Handwerkern im Wald ein Theaterstuck, mit dem sie den König Athens zu dessen Hochzeit beeindrucken wollen – und bringen mit diesem Stuck Budenzauber das zauberwäldische Verhältnis von Sein und Schein, Wahrheit und Luge vollends aus dem Lot.
TERMIN S 11.04.25 19:30 GR. HAUS
Carmen
Opéra comique in vier Aufzügen von Georges Bizet
Dichtung nach einer Novelle des Prosper Mérimée von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Liebe, Leidenschaft, unerfüllte Erwartungen und betörende Musik: Das sind die Zutaten der weltberühmten Carmen von Bizet, 1875 in Paris uraufgeführt. Ihre Protagonistin ist die femme fatale par excellence – wilde, verführerische Frau, Projektionsfläche männlicher Fantasien. Sie sagt es aber klar: ihr ist nichts wertvoller als die eigene Freiheit, was ihren Liebhaber Don José schließlich in die Verzweiflung treibt. Zunächst nur mäßig beachtet, errang die auf der Novelle von Prosper Merimée basierende Carmen international schnell an Beliebtheit. Längst zählt sie zu den meistgespielten Opern – Nach ihrer erfolgreichen Premiere in der letzten Spielzeit kommt diese Neuinszenierung auf die Bühne des Theater Münster zurück.
TERMIN MT 09.05.25 19:30 GR. HAUS