Deutsche Ärzte grenzenlos
Bei Anton Tschechow, selbst Mediziner, werden Ärzt*innen von Ängsten und Desillusionierung geplagt; bei Henrik Ibsen agieren Realist*innen mit großer Hybris, und stets sind sie alles andere als die sprichwörtlichen Götter in Weiß. Tuğsal Moğuls DEUTSCHE ÄRZTE GRENZENLOS sucht durch die literarisch-historische Perspektive den Blick auf die Gegenwart. Schlaglichtartig wird ein Querschnitt durch den heutigen Krankenhausalltag gezeigt, von Chefärzt*innen über die Verwaltungsdirektor*innen bis zur Reinigungskräften. Fragen stellen sich nach der technischen Machbarkeit und Notwendigkeit von Operationen, nach Gewinnmaximierung und wie sehr sich die eigenen Ansprüche und Ideale noch mit der rauen Wirklichkeit vereinbaren lassen. Es entsteht das dichte Bild eines Apparats kurz vor dem Kollaps, eines globalisierten Wettbewerbs um Fachkräfte auf Kosten schwächerer Länder, der Kommerzialisierung der Medizin und ihrer unmenschlichen Arbeitszeiten, sodass Ärzt*innen immer öfter selbst behandlungsbedürftig sind.